Die Lage der Nation ist sehr gut. Mein #podcast Hörbefehl für @lagenation.

Ich war auf der Suche nach Info-Content, der meinen Qualitätsansprüchen genügt. Der war nicht aufzutreiben, bis jetzt. Ich bin glücklich und dankbar. Und darüber möchte ich schreiben.

Guter Content war lange Zeit quasi inexistent

Morgens, in meinem Auto, bin ich genervt. Es gibt entweder Dudelfunk oder DLF. Zumindest hier in NRW. Jörg Armbruster’s Interviewstil bringt mich manchmal so auf die Palme, dass ich ihn am liebsten mit Kokosnüssen bewerfen möchte.

Auch Josef Joffe möchte ich manchmal gerne erwürgen. Nicht nur, weil er meint, mich in seine Russlandversteher-Kategorien einsortieren zu können. Die FAZ ist für mich höchstens als Kaminanzünder zu gebrauchen. Klaus Kleber und Gundula Gause sind mir nicht nur ein abschreckendes Beispiel, mehr noch, diese Form von Boulevard ist eine Katastrophe für die ganze Nation.

Der Fernseher wird also – gleich dem Radio – nicht mehr zum Konsumieren von Nachrichten verwendet. Soll heißen, der mediale Einbahnstraßencontent, der mir in seiner ganzen Pracht geboten wird, der schmeckt mir nicht mehr. Ich muss ausweichen.

Es ist mühsam, sich selektiv im Netz zu bewegen. Kommentarfunktionen mit Links zu Facebook und Disqus sind mir ein Graus. Ich versuche, das regelmäßig zu überlesen, es gelingt mir – ab und an – aber es ist sehr anstrengend. Das Netz als Alternative zum klassischen Journalismus ist sehr anstrengend geworden. Ich selbst beteilige mich schon gar nicht mehr an Diskussionen im Netz. Hatespeech nimmt überhand.

Hinzu kommt ein anderes Phänomen: Das Clickbaiting rund um Artikel – egal in welchem Themengebiet – ist mir nicht mehr geheuer. Ich ärgere mich über meine verlorene Zeit. Ich bemerke anhand der Kommentare auch, die Leute sind immer weniger in der Lage, mehr als nur die Überschrift zu lesen.

Inhalte selbst sind immer seltener gefragt. Und sie verschwinden, die sehr guten Inhalte. Zumindest ist das so mein Gefühl.

Ich frage mich, wie soll sich da jemand in irgendeiner Form adäquat auf die nächste Wahl vorbereiten? Wie soll ein junger Mensch verstehen lernen, auf was es ankommt? Wie soll er bewerten lernen? Wie soll man mediale Kompetenz vermitteln?

Im Moment ist das quasi unmöglich. Auch ich ertrinke in meiner eigenen medialen Inkompetenz.

Land in Sicht!

Ein Journalist aus der Branche, jene ich da gerade so diffamiert habe, tat sich vor einigen Monaten mit einem Richter des Berliner Landgerichts zusammen. Beide versprachen, wöchentlich einen Podcast herauszubringen, in jenem die Lage der Nation treffend beleuchtet wird.

Das ganze ist jetzt zwanzig Folgen her und jeden Wochentag warte ich nur noch brennend darauf, bis eine neue Folge verfügbar ist. Ich möchte ein Lagebild von den beiden und eigentlich von keinem anderen mehr. Offenbar bin ich damit nicht alleine. Das Format wächst.

Ulf Burmeyer und Philip Banse stecken dahinter.

Der Wochenrückblick, den die beiden da für mich zusammenstellen hat es in sich. Die passenden Quellen sind  gut recherchiert. Manchmal entdecke ich neues und beginne, diese Quellen in mein Repertoire zu übernehmen. In letzter Zeit haben Sie Interviewpartner dabei, um einen besseren Überblick zu bekommen oder einfach nur eine weitere Meinung.

Es passiert aber noch etwas: Sie beschäftigen sich mit den Rückmeldungen, die sie bekommen. Und sie machen eines: Sie beleuchten erneut, wenn sie kritisiert werden und sie stehen auch dazu, wenn eine Beurteilung geändert werden muss oder ein Thema nicht umfassend beleuchtet werden kann, wie z.B. in der Debatte rund um das Sexualstrafrecht. Wenn sie die passenden Quellen nicht parat haben, verschieben sie die Themen in die Zukunft. Ich meine damit primär Quellen, die ich zuvor noch kritisiert hatte und – oh Wunder – der jeweils erwähnte Zeitungsartikel liest sich dann doch recht ordentlich.

Manchmal stimmt die Audioqualität nicht, ein Jingle ist nicht da, usw. Aber das ist völlig unerheblich und mir total egal. Entscheidend ist, was die zwei zu sagen haben. Ich möchte meinen, besser geht es nicht. Ich höre es nicht mehr nur nebenbei. Ich freue mich drauf. Es hilft mir ungemein, die vielen Informationen, die auf mich hereinstürzen, besser zu sortieren. Sie sind gut zu verstehen, Ihr Duktus passt und ist angemessen.

Es gab so etwas bisher nicht. Warum nur? Auch nicht in der Zweitverwertung der ÖR. Bis die zwei kamen, fehlte das und keiner hat es gemerkt. Meine Sorge ist nur, dass das Format so gut wird, dass irgendein Contentanbieter das Format übernimmt und die beiden dann nicht mehr als Podcast zu hören sind.

Ich möchte den beiden Danke sagen und wünsche mir, dass auch Ihr Euch das auch anhört.

Die Lage der Nation wird im Küchenstudio produziert. Den Podcast findet ihr hier: http://www.kuechenstud.io/lagedernation/