Für manche mag ein neues ThinkPad in etwa so aufregend sein, wie Socken zu Weihnachten. Viele nutzen diese Dinger von Lenovo (ursprünglich IBM) in unterschiedlichen Varianten tagtäglich im Job. Für mich ist das weder selbstverständlich noch alltäglich, denn etwas besonderes. Und das erste – gebrauchte – Thinkpad (x280) hatte ja auch maßgeblich dafür gesorgt, dass ich mich nach mehr als 2 Dekaden aus dem goldenen Käfig von Apple befreit habe. Hier will ich schreiben, in wiefern das „ThinkPad X1 Carbon Gen 13 Aura Edition“ meine Erwartungen erfüllt.
Dieser Artikel liegt hier schon ein paar Wochen „so herum“. Ich meine, er wird diesem fantastischen Gerät immer noch nicht gerecht. Leider fehlt es mir an den erforderlichen, journalistischen Qualitäten um herauszufinden, warum meine Einschätzung dieses Textes so ist. Die Fotos gefallen mir auch nicht, aber sie zeigen das ThinkPad so, wie es ist – eben mit Fingerabdrücken und Staub. Der Text ist aber auch zu schade, um ihn für immer auf meiner Platte liegen zu lassen…
Seit 1992 sind auf dem ganzen Planeten ThinkPads bekannt und beliebt. Ihr Ruf ist über alle Zweifel erhaben. Die Übernahme der Marke durch Lenovo im Jahr 2005 hat der Beliebtheit nicht im geringsten geschadet. Einer, vielleicht zwei Blicke genügen, und die Kenner wissen, was der andere da auf den Konferenztisch stellt. Manchmal ist auch ein wenig Neid dabei.
Es gibt derweil einen in Teilen recht unübersichtlichen Gebrauchtmarkt. Und es gibt natürlich eine eingeschworene Fangemeinde, Foren (Link) und sogar ein Museum (Link). Sollte die Preferenz auf Linux liegen, kann man mit ThinkPads wesentlich älterer Generationen immer noch sehr gute Ergebnisse erzielen. Für vieles, wenn nicht gar fast alles, gibt es Lösungen und passende Treiber. Manches gelingt unter Linux sogar besser, als unter Windows.
Vorgeschichte
Mein letztes MacBook Pro hatte eine Touchbar und eine Tastatur, die zum Fürchten war. Jene wurde (samt Akku) 2x getauscht, weil sich unter der „mechanischen“ Butterfly-Tastatur mit einem Hub von lediglich 0,5 mm Staub angesammelt hatte, bei jenem auch der „Genius“ an seiner „Bar“ verzweifelte. Dummerweise sind meine MacBooks immer dann ausgefallen, wenn ich es am wenigsten brauchte. Zudem hatte der intel Prozessor mit dem knappen Gehäusedesign von Apple doch arg zu kämpfen: Die Hitze war schwer aus dem Gehäuse zu transportieren.
Etwas später wollte dann auch das Display des letzten MacBooks nicht mehr, ein häufiger Fehler bei diesen Dingern, wie Louis Rossmann (Link) später feststellte. Immerhin: Mit einem Paukenschlag hatte Apple ein wenig später die Abkehr von Intel angekündigt, mit wirklich erstaunlichen Ergebnissen. Diese ARM-Kisten mit M1 Prozessor waren wirklich sehr effizient. Da war ich aber schon längst auf anderen Betriebssystemen unterwegs, auch aus anderen Gründen (Link).
Dasselbe (In-)Effizienzproblem hatten aber auch meine ThinkPads. Das einige Zeit bei mir verweilende X1 Nano der letzten in der EU kaufbaren Version zum Beispiel hatte einen dermaßen ineffizienten Prozessor, welcher den Akku quasi zum Frühstück fraß und dabei so heiß lief, dass es spürbar unangenehm wurde, damit zu arbeiten. Obwohl ich dessen Formfaktor, Gewicht und die Verarbeitungsqualität liebte, hatte ich mich aufgrund des Chipsatzdesigns von Intel davon trennen müssen. Dennoch: Der Formfaktor war lange Zeit unerreicht. Lenovo hat auch jetzt nicht mehr vor, noch einmal ein so kompaktes Design zu liefern.
Die Lösung schien später zum Greifen nah: Snapdragon war der Meinung, sie hätten da was in der Tasche. Leider gab es aufgrund von Patentstreitigkeiten von Motorola/Lenovo mit Interdigital (Link) keine Möglichkeit, ein Gerät von Lenovo mit dem für mich absolut zwingend erforderlichen Bauteil, einem 5G-Modem zu ergattern. Sicher, einige Händler boten Notebooks mit Vorbereitung an, aber die Fibocom oder Quectel-Dinger, welche in die Slots passten, waren nirgends zu bekommen. Damit war die einzige Variante von Lenovo – das T14s Gen 6 – für mich damals einfach nicht drin.
Microsoft tat sich hervor und bot in der „Business Edition“ ein ARM Derivat mit 5G, zwar nicht als Notebook (da gab es kein 5G), wohl als Tablet an. Ich konnte da einfach nicht anders und musste mich auf das Abenteuer einlassen. Es dauerte kaum zwei Monate und ich begann meine Entscheidung nicht nur bitter zu bereuen. Ich war regelrecht wütend auf mein Spiegelbild, als ich es mit sehr großem Verlust direkt wieder verkaufte.
Mit Verlaub: Auch wenn sich ein „Detachable“ erstmal gut anhört: Für jemanden, der produktiv mit IT Infrastruktur arbeitet , ist so ein Windows-Tablet absolut unerträglich! Lasst das sein! Kauft das nicht! CPU und Windows auf ARM sind zwar super, das Gesamtpaket ist es in meinem Fall aber auf gar keinen Fall. Und die Verarbeitungsqualität eines Surface Tablets ist nicht mal im Ansatz vergleichbar mit einem Apple iPad oder einem ThinkPad.
Intel’s Unfähigkeit, einen adäquaten Chipsatz in ein Kompaktes Gehäuse zu bringen, hatte mich bis dahin mehrere tausend Euro und viele Nerven gekostet. Ich war’s irgendwie leid, sah aber auch kein Licht am Ende des Tunnels. Als Andrew Marc David das „ThinkPad X1 Carbon Gen 13 Aura Edition“ (ich nenne es jetzt einfach mal Dreizehn) anpries – Anfang des Jahres noch ohne 5G – wurde ich hellhörig. Sollte Intel tatsächlich und endlich eine für Ultrabooks nutzbare CPU herausgebracht haben (Link)?
Dreizehn wiegt weniger als 1000 Gramm.
Der Shop meines Vertrauens bot eine non-CTO-Variante von Dreizehn als „21NS004TGE“ recht günstig an. Üblicherweise liegen wir mit dieser Ausstattung bei knapp EUR 3500 bei Lenovo direkt. Mit dem berühmten 258V/EVO und einem matten OLED-Display, mit variabler Refresh-Rate bis 120 Herz, inklusive des dringend benötigten 5G Adapters. Einzig NFC sollte fehlen. Quasi das Rechtsuntenmodell, allerdings von der Stange.
Das X1 Carbon ist mit seinem Leichtgewicht also der legitime Nachfolger des X1 Nano.
Die in meinem Besitz befindliche Variante ist die Lunar Lake Variante, nicht Arrow Lake. Ich profitiere also von einem recht kühlen Chipsatz-Design, welcher ohne HyperThreading daher kommt und „lediglich“ 4P+4E Kerne besitzt (Link). Der gesamte Chipsatz ist bei 32GB RAM limitiert, das sollte für meine Workflows wohl locker reichen. Ich kam ja auch schon mit 16GB prima klar. Die integrierte ARC140V GPU könnte erstmals unterstützend in Resolve oder Lightroom wirken.
Deutliche Warnung: Das X1 Carbon Gen 13 gibt es auch noch in einer Arrow-Lake Variante (Suffix U Prozessoren). Diese Dinger sind zwar deutlich günstiger, können aber nicht mal im Ansatz mit Lunar Lake hinsichtlich Effizienz und TDP mithalten. Der Arrow Lake Chipsatz gehört meiner Meinung nach nicht in Subnotebooks.

Lunar Lake
Im Gehäuse des X1 Carbon lässt sich perse recht wenig Thermaldesign unterbringen. Vor allem nicht unter 1000 Gramm. Also muss Intel endlich die Probleme angehen, die sie so lange haben liegen lassen. Und ja: Das funktioniert. Erstmals. Die Vorgängerserie war nur der erste Anlauf, die neue Core 2 Serie – Besonders der Core 2 Ultra 7 258V hat es dann endlich geschafft. Wir sind hinsichtlich Effizienz zwar (noch) nicht auf ARM Niveau, haben aber auch nicht die Nachteile des bei ARM erforderlichen Emulators. Außerdem kommen wir in Singlecore Anwendungen deutlich performanter daher, denn viele Mitbewerber.
Gehäuse und „ein bisschen“ Peripherie
Das Gehäuse ist extrem leicht. Würde man mein letztes X1 Nano mit Dreizehn vergleichen, stellt man keinen Unterschied fest: Sie haben beide dasselbe Gewicht. Allerdings kommt Dreizehn mit einem Vorteil daher: Ein wesentlich größeres Display, jenes ich gleich noch lobend erwähnen will. Das neue Design der ThinkPads ist stimmig: Der Displaydeckel lässt sich mit einer Hand öffnen und wackelt im Zug oder Flugzeug überhaupt nicht. Zur einfachen Öffnung hat Lenovo das „Lid“ in der Mitte vergrößert. Das ist besser, als das untere Gehäuse mit einem Einschnitt zu versehen. Aber:
Hier hätten sie bei meinem Modell auch eigentlich genügend Platz gehabt, um eine adäquate Webcam unterzubringen. Das haben sie einfach unterlassen. Ich verstehe das nicht: Jene ist mit ihrer gräuslichen Standardauflösung zwar in der Lage, ein Bild von mir aufzunehmen. Aber es ist auch nur irgendein Bild, also verrauscht, gräusliche Farben, unscharf. Das war’s dann auch schon. Immerhin, ich kann sie mit dem typischen Schieber verdecken und sie ist auch in der Lage, IR für Windows Hello zu unterstützen. Für Selfie-Fetischisten ist das also nix. Ich bin ja auch nicht so eitel…
Neben der Kamera befinden sich die Mikrofone. Die funktionieren (mit der Dolby-Software) wirklich erstaunlich gut. Ich habe (bedingt durch den Ausfall eines Headsets) bereits einige BigBlueButton Sitzungen mit dem Ding erlebt und bislang nur Positives über meine Stimme als Rückmeldung bekommen. Ich selbst finde aber, dass man schon hört, dass sehr viel Dolby-Software an meiner Stimme werkelt. BBB hat – anders als Teams, Webex oder Zoom – keinerlei Features, um Echos oder andere Aufzeichnungsprobleme selbst zu unterdrücken.
Die Lautsprecher befinden sich unter der Tastatur. Das ist – angesichts der knappen Bauform – eben das, was man mit diesem Gehäuse machen kann. Stimmen lassen sich damit prima verstehen. Punkt. Ich werde jetzt aber nicht anfangen, eine Illusion zu verträllern, dass das irgendeiner Form ansatzweise „schön“ klingt. Es „klingt“ nicht einmal gut. Und nein, auch die Mitbewerber, welche Sie da auf dem Markt meinen zu kennen, die klingen auch nicht gut. Da können sie alle noch so dick Harmann oder Bang und Dingsbums draufschreiben. Das ist völliger Blödsinn.
Notebooks können einfach nicht gut klingen. Das ist technisch nicht möglich. Wenn etwas klingen soll, dann nehmen Sie bitte einen Kopfhörer, verdammt noch eins!
sorry, geht gleich wieder
Und nein, hochohmige können Sie hier, wie auch bei fast allen anderen Notebooks auch nicht direkt betreiben. Die in Dreizehn umgesetzte EN 50332-2 begrenzt das Ausgangssignal auf 150mV. Das reicht nicht für die erwähnten Lauscher. Sie benötigen für hochohmige Kopfhörer eben einen DAC. Ihren geliebten AKG Kopfhörer, an jenen sich Ihre Ohren seit mehreren Dekaden gewöhnt haben, können sie hiermit wohl problemlos betreiben.

Der Displaydeckel selbst ist extrem robust und verzieht sich kaum. Auf ihm befindet sich immer noch der typische, rote LED-Punkt auf dem i vom ThinkPad. So sehr angenehm es sich auch anfasst, die Gehäusebeschichtung ist immer noch ein Magnet für Fingerabdrücke. Mikrofasertücher und etwas Wasser helfen, jedoch nur für kurze Dauer. Vielleicht auch deswegen, weil ich so gerne gedankenverloren darüber streiche.

Die Unterseite ist ebenfalls anfällig für Fingerabdrücke, jedoch wesentlich kühler. Mir scheint, Lenovo hat das Material im Vergleich zur Vorgängerserie getauscht, ich kann aber nicht sagen, worum es sich bei dem Material tatsächlich handelt. Vielleicht können meine Leser hier aufklären. gegen Magnesum getauscht. Möglicherweise kommt der Gewichtsvorteil ggü. dem Vorgänger aus dieser kleinen Änderung.
Links befinden sich die beiden Thunderbolt 4 Anschlüsse. Es ärgert mich übrigens nicht, dass hier kein TB5 verbaut ist – TB4 ist schnell genug. Aber es ärgert doch, dass beide Ports sich ausschließlich auf der linken Seite befinden. Wer hat hier bitte vergessen, nachzudenken? Das ist jetzt schon seit 2 Generationen dieses Modells so. So etwas verstehe ich dann weniger.

Daneben gibt es den SIM-Kartenslot und einen USB-A-Anschluss. Rechts befinden sich Kensington, HDMI, USB-A, Headphone-Jack und der Power-Button. Oft in Foren kritisiert, aber letzteres macht m.E. doch Sinn, wenn man das ThinkPad geschlossen am Dock betreiben will.

Zwischenfazit: Ich will jetzt schon mal anmerken, dass es 2025 kein besser verarbeitetes Gerät auf dem Markt, denn exakt dieses ThinkPad gibt. Das X1 Carbon ist immer noch die absolute Referenz. Daran kann kein Mitbewerber – auch keine andere Serie aus dem eigenen Hause – wackeln. Ende der Diskussion. Und kommen Sie mir schon gar nicht mit diesen völlig überteuerten Alu-Dingern von Apple, welche entweder sofort ’ne Macke drin haben oder mit Stickern nicht umgehen können, deren Displaybeschichtung sich auflöst, deren Flachbandkabel brechen oder deren Tastaturen inakzeptabel schlecht sind, bei jenen ich für Akkureparaturen oder Speicherplatz, den ich nicht mal selbst aufrüsten kann, drei Kamele bezahlen muss. Fangen Sie mit mir darüber keinen Streit an!
Eingabegeräte
Auch bei der Tastatur gibt es (ThinkPad-typisch) keine Abstriche. Ich kann mir zwar vorstellen, dass es Mitglieder aus der bereits erwähnten Fangemeinde gibt, für jene „1,5 Millimeter“ ein Affront sein könnten. Mit Verlaub, für jemanden, der aus der Butterfly-Mac-Welt kommt, sind 1,5 Millimeter eine absolute Wohltat. Selbst mein X1 Nano Gen2 hatte „nur“ 1,35 Millimeter – und das war auch schon super.
Und überhaupt tippt es sich, anders als bei vielen Mitbewerbern, absolut großartig. Der Druckpunkt ist so deutlich fühlbar, dass es kaum noch eine Anstrengung ist, damit lange Schriftstücke oder Quellcode zu generieren. Auch diesen Text hier verfasse ich am X1 Carbon, ich ziehe momentan sogar diese Tastatur einer deutlich lauteren, mechanischen an meinem Desktop-Computer vor (weil die Banana-Switches da langsam auch den Geist aufgeben). Selbst auf’s Sofa gelümmelt schreibt es sich prima mit Dreizehn. Mehr lässt sich in meiner zugegeben sehr subjektiven Sicht denn auch in diesem Thema nicht ventilieren, denn: Es ist die beste Reiseschreibmaschine, die ich jemals dabei hatte.
*** Ich habe jetzt auch keine Lust mehr auf irgendwelche Experimente ***
Nächster Affront: Es gibt eine Menge Nutzer, welche diesen roten Nupsi in der Mitte der Tastatur, also den „Trackpoint“ immer noch und sehr gerne nutzen. Für mich ist er eben nur da. Er stört aber auch nicht. Außer dass er rot ist. Er funktioniert. Das Touchpad funktioniert in meinen Augen besser. Die Existenz desselben ist mir im Jahr 2025 schleierhaft, insbesondere bei einer Tastatur mit Handballenauflage. Erwähnenswert: Ein Doppeldruck auf den Trackpoint öffnet ein Menü mit mehr oder weniger sinnvollen Features.
Das viel wichtigere Touchpad selbst gibt es in zwei Varianten. Das verwirrt beim Einkauf, denn es wird bei vielen Shops nicht direkt klar, was man da überhaupt kauft. Die erste Variante ist traditionell mechanisch, also mit geteilten, beweglichen Buttons für den Trackpoint und beweglicher Touchoberfläche, die andere Variante ist die neue, „haptischen“. Beide Stile haben eine Glas-Oberfläche.
Ich habe mir sagen lassen, dass es – als die haptische Variante im G12 exklusiv Einzug gehalten hatte – einen veritablen Aufstand der Fangemeinde gab. Es hagelte nur so Kritik. Man hat sich offenbar nicht noch einmal getraut, die haptische Variante im G13 exklusiv anzubieten und baut die klassische, mechanische also in dieser Variante als Option im G13 wieder ein. Das hat mich in der „Einkaufserfahrung“ sehr verwirrt.
Ich bin aber ganz froh, dass ich das neue, „haptische“ Touchpad von Sensel mit dem Vibrationsmotor habe. Auch deshalb, weil ich so die oberen Bereiche des Pads auch noch als Fläche verwenden kann, jene sonst für mechanische Tasten des Trackpoints verwendet würden. Das lässt sich in den Treibereinstellungen einfach konfigurieren. Und – liebe Leute – erzählt mir nix! Die mechanische Variante klappert! Tradition hin oder her, manchmal muss man auch mal mit der Zeit gehen. Die Sensel Variante mag ich am liebsten. Hier klonkt und klappert einfach mal nix und es ist prima benutzbar.
Der Fingerabdruckleser befindet sich rechts neben dem völlig überflüssigen Copilot-Button, jenen man mit den Powertoys zum Glück eine sinnvollere Tätigkeit zuweisen kann. Es ist leider immer noch so, dass der unmittelbar nach einem Kaltstart ab und an nicht will. Das habe ich schon bei so vielen ThinkPads gemerkt. Ich weiß nicht, ob ich dies auf Windows Hello, das ThinkPad oder einen Fehler meinerseits schieben soll. Da das Surface von Microsoft selbst so ein Problem mit der Kamera hatte, vermute ich das Problem wohl schon bei Windows. Immerhin: Der Fingerabdruckleser funktioniert deutlich besser, als die Windows-Hello-Cam des Surface Pro.
Gute Verbindung
Ethernet fehlt, bzw. wird durch bei vielen wohl eher durch ein Dock zur Verfügung gestellt. Ich selbst nutze selten USB-C Adapter, führe die aber etwas genervt in der Tasche mit. Vor kurzem habe ich das Ding vergessen, als ich in Garmisch ein paar Ferienwohnungen mit WiFi versorgen wollte. 29 Euro will der Mediamarkt für so einen bescheuerten Adapter!
Ansonsten gibt es (um mal in den KFz-Jargon zu wechseln) die volle Hütte. Ergo eine WiFi7 taugliche Intel BE201 zum Beispiel. In 2×2 gibt’s derzeit nichts besseres. Ich habe in 6 GHz (noch) meine Ruhe, das Kabelnetzwerk unterstützt eh nur Gigabit. Netto schaufle ich zwischen 106-110 Megabyte in der Sekunde. Das ist also das, was das Kabel hergibt, nicht der Funkraum. Die BE201 ist auch weniger sticky denn die Qualcomm Variante, jene ich zuvor verwendet habe. Sie fühlt sich mit dem Lenovo Antennenarray auch in 5GHz Umgebungen pudelwohl. Ich habe an ihr wirklich gar nichts auszusetzen.
Die eingebaute Quectel RM520N-GL 5G Karte schiebt mit 4×4 ebenfalls schneller als erlaubt. Wir haben bei meinem Dienstherrn das Glück, direkt unter einem sehr gut angebundenen Telekom-Mast mit 5G arbeiten zu dürfen: Die Quectel kriegt hier gut 1,1 Gigabit hin – bei wirklich extrem kurzen Paketlaufzeiten von deutlich unter 15 ms. Auch zuhause habe ich immer ein halbes Gigabit. Hinzu kommt, dass sie mit der zur Verfügung stehenden Energie deutlich besser haushaltet, als das zuvor getestete Qualcomm Derivat im Microsoft Surface Tablet. Bin ich tagsüber ohne WiFi unterwegs, habe ich mit Dreizehn gefühlt 1/4 mehr Laufzeit, als das neue ARM-Tablet von Microsoft.
Anmerkung: Hiermit gab es einen Unfall, ich erkläre später mehr dazu.
Ansonsten hat es Bluetooth 5.4 und arbeitet prima mit meinen Bose QC45, den Jabra elite 10t oder einer kleinen Logitech-MX Anywhere zusammen. Nicht gemocht werden wollen meine Pixel Buds Pro 2.0: Audio funktioniert nicht gut, es knackt häufiger mal und hinterlässt im Gerätemanager unbekannte, nicht funktionierende HID/Eingabegeräte.
Extremst schnelle NVME
Die in meiner Variante in 2TB Größe gelieferte NVMe von SK Hynix ist mit PCI5 angebunden. Das ist spürbar bei der Verwendung von Windows, vieles flitzt nur so.
Die für sich sprechenden CrystalDisk-9 Benchmark Werte sind in meinen Augen völlig absurd, ich lasse die hier einfach mal so stehen. Ich will anmerken, eine PCI5 NVMe habe ich bislang für überflüssig gehalten. Es ist möglich, dass ich da falsch gelegen habe.
Das Display ist einzigartig
Das Display ist eine Wohltat für meine Augen, welche wirklich nicht mehr die besten sind. In sofern wollen Sie meine Beurteilung desselben möglicherweise anders einordnen. Die 2880×1800 des OLEDS sind auf 14 Zoll „gepresst“. Mit einer Skalierung von 175% komme ich ohne Kopfschmerzen über den Tag. Über den Tag bedeutet auch, dass es mir je nach Situation – besonders frühmorgens – zu hell ist und ich generell bei 60-70% Displayhelligkeit der möglichen 500cd/m2 bleibe.
Ich reagiere empfindlicher als der Durchschnitt auf PWM-Flackern, erkenne dies aber auch nicht bei einer Helligkeit von nur 50%. Mit niedrigerer Helligkeit möchte ich eigentlich auch gar nicht arbeiten. Den Dark-Mode nutze ich nicht, obwohl ich damit mehr Strom sparen könnte. Die matte 2,8K Anzeigeeinheit kommt mit 30-120 Herz variabler Refresh-Rate daher. Ich hatte so etwas bislang nur bei meinen Pixel Telefonen. Das ist wirklich sehr angenehm, da es zum einen bei statischen Bildern recht wenig Energie braucht und beim Scrollen sehr flüssig bleibt. Absoluter Luxus!
Video- und Fotografen mögen vielleicht diese Spezifikationen: Dreizehn bietet 100% DCI-P3 Farbraum, HDR500 und Dolby Vision. Das sind alles Dinge, die über meinen Sachverstand hinausgehen, sich aber besonders gut anhören. Meinen Desktoprechner vermisse ich unterwegs selten bis nie, es sei denn, ich muss CAD-Pläne importieren oder korrigieren.
Grafikeinheit
Die ARC 140V ist besser geworden, viel besser denn ihre Vorgänger. Ein Entrauschen in Lightroom beschleunigt sie sicher nicht so, wie meine RTX 4080. Die erwähnte würde samt Kühler aber auch gleich doppelt so viel wiegen, wie zwei Dreizehns. Aber: Es geht. Und zwar ganz ordentlich. Für unterwegs besser, als alles, was ich zuvor hatte: Ich kann mit Lightroom deutlich angenehmer (unmotiviert und ohne technischen Sachverstand Farbtonkurven anpassen) arbeiten, wie mit allen Vorgängern mit Iris XE oder Qualcomm Grafikeinheit.
Auch Exporte in Davinci Resolve sind erstmals in halbwegs akzeptabler Zeit möglich, und das ohne, dass dieses Notebook ventilierend vom Tisch abhebt. Handbrake (h264 und h265) mag es, nur diese grausame, chinesische Software von Insta360 will nicht so, wie ich das will. Sie ist bislang auch die einzige, welche die Lüfter von Dreizehn auf Drehzahl bekommt, sie läuft auch nur auf einem, einzigen Zylinder.
Ja, Diablo 4 läuft prima. Eigentlich laufen viele, auch aktuelle TripleA-Kracher (bis auf Baldur’s Gate 3) bei mindestens mittleren Settings. Aber: Zum Zocken habe ich mir das Ding ja auch nicht gekauft. Wenn Ihr Benchmarks der ARC140V sucht, nutzt bitte andere Webseiten. Vielleicht ist dieses Notebook dann auch gar nicht das richtige Ding, wenn Ihr überhaupt nach Grafikbenchmarks sucht.
Energie & Effizienz
Es hat 57 Wattstunden Platz. Schaut man sich das Gehäuse an, gibts da eigentlich auch etwas mehr Platz – also „Luft“. Ich bin aber erstmals einverstanden. Denn:
Ich komme auf mindestens 6 1/2 Stunden Laufzeit, sofern ich ihn vorher auf 100% auflade. Ja, das ist weniger, als alle anderen Youtuber, Webseiten und Tester angeben, jedoch deutlich mehr als alle seine Vorgänger in meinem Haushalt (auch MacBooks) im Dauerbetrieb überlebt haben. Und die waren allesamt nicht so performant. Ihr könnt mir jetzt gerne vorwerfen, dass ich von Notebooks und Akkus keine Ahnung habe (was stimmen mag) oder aber meine Objektivität lobhudeln. Es hilft ja nichts, Physik ist immer noch das Maß aller Dinge. Und um die komme auch ich nicht drum herum. Ich nutze das Ding halt zum Arbeiten und nicht für Laufzeit-Benchmarks.
Bei den angegebenen Werten schreibe ich mit dieser wunderbaren Tastatur, nutze entweder WiFi oder 5G und tunnel möglicherweise zu einem Gateway und nutze RDM. Das ist heute mal so und morgen mal anders. Sollte ich tatsächlich mal frei haben, nutze ich Dreizehn als Radio oder Videodisplay (Youtube, Plex, Prime), quasi für alles mögliche. Angenehm ist, dass ich das ohne Anstrengung mache, bei 60-70% Helligkeit.
In allen Vorgängern war das übrigens sehr nervig, dass ich über das Windows Mobilitätscenter nur sehr umständlich zwischen Ausbalanciert und Performance wechseln konnte. Dreizehn hat mit „Mode“ auf F8 einen Button, der zwischen „beste Energieeffizienz“, „Ausbalanciert“ und „beste Performance“ wechseln kann. Ich nehme dieses Feature dankbar an und bewege mich dennoch fast nur in „Ausbalanciert“.
Nur in Performance ist der Lüfter hörbar aber nicht nervend, ausbalanciert hört man ihn fast nie und im Effizienzmodus nie. Im letzteren Modus ist Dreizehn etwas schnarchzapfig, aber Word lässt sich damit trotzdem problemlos bedienen. Wer die längere Akkulaufzeit braucht, bittesehr.
Dreizehn ist absolut kein Hitzkopf, Chapeau Intel! Warum nur hat das so lange gedauert? Mit der Thermopistole messe ich lediglich in der Tastaturmitte vielleicht 40 Grad, wenn’s Windows Update macht oder wenn Handbrake läuft. Ich wünschte mir manchmal, ich selbst würde so funktionieren…
Software, Lenovo und keine Bloatware
Lenovo hat da mit Intel zusammen ein paar Softwarefeatures reingepackt und verkauft dies als Aura Edition. Vor kurzem haben sie die Commercial Vantage-Tools überarbeitet. Ich bin ziemlich erschrocken, als ich das klassische Schwarz nicht mehr gesehen habe. Aber: Es funktioniert. Es gibt Richtlinien, welche das Verhalten desselben steuern können, findbar hier: (Link). Der mehrfach in Kritik geratene WiFi-Schutz lässt sich deaktivieren – in meinem Fall auch nicht notwendig, da ich sowieso fast nur noch 5G nutze.
Vantage kümmert sich nicht nur um Treiberupdates (sogar des angeschlossenen Docks), sondern auch um die grundlegende Konfiguration, z.B. um das Ladelimit des Akkus. Sofern man das nicht konfiguriert, ist man selbst schuld, wenn der Akku irgendwann getauscht werden muss. Das kann übrigens jeder selbst, ohne Genius Bar, und das auch sehr einfach. Hier ist absolut nichts verklebt. Es müssen nur ein paar Schrauben gelöst werden. Es gibt passende Erklärbäranleitungen hierfür, sogar auf Youtube, von Lenovo.
Der Mode-Button ist eine Freude, ich nutze ihn gerne, er umgeht ein wirklich sehr nerviges Manko von Windows 11 Pro hinsichtlich der Erreichbarkeit der Energiesparoptionen. Ansonsten gibt’s jede Menge überflüssiges KI Klimbim, jenes man lokal nicht nutzen kann, denn nicht eine einzige KI kann die NPU des 258V auf Windows nutzen. So’n lokales Claude oder Gemma-IT in einer leicht performanteren Variante für mein Python-Zeugs wäre nämlich echt hilfreich. Die NPU ist also Quatsch, aus dem Microsoft Copilot kommt sowieso nur Blödsinn. Ansonsten ist es halt Windows. Es ist anfangs auch echt nervig, alles, was Microsoft einem andrehen möchte, direkt wieder abzudrehen. Aber mit den richtigen Richtlinien geht es. Dann ist sogar Edge benutzbar.
Lenovo baut hier keine Bloatware ein. Außer jenen Quatsch, den Windows mitliefern will, gibt es nichts vorinstalliertes von Lenovo, denn jenes, was ich erwähnt habe. Und das ist gut. Aber Manchmal macht Microsoft mir auch mal einen Strich durch die Rechnung. Anbei ein paar Beispiele:
Unfälle:
Die Verpackung/Schachtel von Lenovo ist mit Genuine-Stickern versiegelt. In sofern wird das Tampern deutlich erschwert und ich traue dem vorinstalliertem OS. Auch einer der Gründe, warum ich ein Lenovo haben möchte. Ich müsste eigentlich davon ausgehen, dass die OOBE (/bypassnro geht noch!) bei diesem Gerät perfekt ist. Aber dem ist nicht so: Microsoft lädt dummerweise und ungefragt sofort Treiber quer. Und die sind teilweise so alt, dass sie durch Fehler in der Signaturprüfung Kernisolierung/Speicherschutz gleich mal außer Kraft setzen. Du bekommst das auch nicht mehr gerade gezogen denn mit einer kompletten Neuinstallation. Anschließend musst Du an die Komponenten-Richtlinien. Ich befürchte, das ist vielen bereits zu viel. Entweder haben sie es nicht gedurft oder aber übersehen – Es ist nur eine einzige Richtlinie bei den Windows Update jene diesen Unfall hätte verhindern können.
Tatsächlicher Fehler:
„Code Integrity determined that a process (\Device\…\MsMpEng.exe) attempted to load \Device\…\igd10iumd64.dll that did not meet the Custom 3 / Antimalware signing level requirement“
Der zweite Versuch ist in sofern ebenfalls in die Hose gegangen, als dass der (aktuelle) NCP Secure Client (Lancom Advanced VPN Client) bei mir ebenfalls in der Signaturprüfung scheitert. Die Installation geht aber ohne eine einzige Warnmeldung von Microsoft durch. Erst später meldet sich das Sicherheitscenter und gibt mir den Hinweis, dass ich den Speicherschutz vergessen kann. Ich kapiere das nicht. Wieso bekomme ich bei der Installation nicht den Warnhinweis?
Tatsächlicher Fehler:
„Windows is unable to verify the image integrity of the file \…\LANCOM\Trusted Access Client\ncpwscw7.exe“
Etwa drei Monate im Betrieb findet Defender Wireguard plötzlich gar nicht mehr gut. Ich kann keine VPN-Verbindung mehr aufbauen. Die Installation von WireSock führt nicht zum Erfolg, die Deinstallation von WireSock sogar dazu, dass mein Quectel 5G Adapter seine eigene ESIM nicht mehr findet. Der Premier Support von Lenovo war – obwohl sie das Problem nun wirklich nicht verursacht haben – absolut hilfreich. Und: Wir haben das Ding gemeinsam wieder zum Fliegen bekommen, ohne dass ich die Telekom belästigen musste. Danke dafür!
Das sind aber alles so Dinge, die wären einfach nicht nötig. Für Windows muss man leidensfähig sein. Alternativ läuft auf dem Ding Fedora oder Ubuntu. Ich will das im Moment (noch) nicht, es sei denn, der orange Neofaschist mit der furchtbaren Frisur macht noch mehr Blödsinn. Immerhin: Ich könnte. Mit dem Surface wäre das nicht drin.
Premier Support
Ist bei Dreizehn – einfach so – mit dabei. Hier kann jemand zu mir kommen und das Ding reparieren, wenn es denn kaputt ist. Ich habe das schon einmal mit meiner Dienstbüchse in Anspruch genommen – daher weiß ich, dass ich das genauso auch privat haben will. Und: Ich weiß auch, wie furchtbar das ist, zwischen all diesen besseren Menschen, mitten im Düsseldorfer Apple Store zu sein und auf einem Android Telefon Doppelkopf spielen zu müssen, weil man wartet.
Dumm beim Premier Support ist: Es gibt kein Webinterface für Tickets. Wer also eine Weiterleitung (wie für jeden anderen Anbieter) in seinem Postfach eingerichtet hat und auf die Tickets mit einer anderen, als der hinterlegten Mail antwortet, kann sich auch mit einer Litfaßsäule unterhalten. Das ist aber seit jeher so. Es wäre wirklich schön, wenn Lenovo das endlich mal ändert.
Fazit
Negativpunkte habe ich tatsächlich: Zum einen die grausige Webcam, zum anderen der fehlende SD-Kartenleser, und vielleicht, dass die Thunderbolt-Anschlüsse nur auf einer Seite vorhanden sind. Ich würde mir wünschen, dass man die beiden, äußeren LED’s deaktivieren könnte. Auch wenn sie ein typisches Designmerkmal sind, sie nerven mich und sind bei Dunkelheit zu hell. Auf Linux kommt man wohl an den EC, nicht so auf Windows. Für Lenovo wäre es ein leichtes, dies auf der Softwareseite anzupassen. Da sie das nicht machen, scheint das so nicht gewollt. Das war’s mit meiner Kritik – Ergo: Alles kein Weltuntergang.
Dass Dreizehn einen Intel Chipsatz hat, ist mit Lunar Lake kein Manko mehr. Höchstens, dass Lunar Lake einfach viel zu spät kam. Das hat unnötig viel Geld (und meinen Unfall mit dem Surface) gekostet. Diesen ganzen KI-Marketing-Tamtam können sie bitteschön lassen, ich brauche das nicht.
Der Akku reicht absolut, die Leistung ist (inklusive iGPU) für ein Ultrabook mehr als ausreichend. Die Verarbeitung ist über jeden Zweifel erhaben, quasi Referenz. Der Bildschirm ein Traum, die Software klasse, das 5G Modem super. Die Details sind allesamt durchdacht (ausgenommen die TB-Anschlüsse auf der exklusiv linken Seite).
Nachfolgendes kann Missverstanden werden: Mir gefällt Dreizehn nicht nur, ich akzeptiere einfach keine Alternative. Hinzufügen will ich, dass ich dem Herrgott da oben sehr dankbar bin, exakt dieses ThinkPad zu besitzen und ich diesen Umstand ganz und gar nicht als Selbstverständlichkeit denn als etwas besonderes ansehe.
Es ist also ganz und gar nicht zu vergleichen mit einem Paar Socken zu Weihnachten, wie ich eingangs erwähnte. Stellen Sie sich ein Kleinkind mit einem Teddybären vor: So ist das mit diesem ThinkPad und mir.
Anmerkung:Ja ich kenne Dr. House, auch wenn für mich Dr. Remy Hadley die eigentliche Hauptrolle gespielt hat. Ich habe jede einzelne Folge gesehen.
Das erwähnte ThinkPad oder dieser Beitrag sind von Lenovo nicht finanziell unterstützt. Dieser Artikel wurde ohne Wissen von Lenovo erstellt. Der Inhalt entspricht zu 100% meiner eigenen Erfahrung. Es hat keine Vorautorisierung stattgefunden, es gibt keinerlei Vorteile oder andere Vergütungen für die Veröffentlichung. Das Beitragsbild ist KI generiert (Gemini).