Von Cupertino nach Mountain View, ein Reisebericht von iOS nach Android

Zuletzt schrieb ich (Link), dass ich mich möglicherweise – nach rund 20 Jahren – für ein anderes Betriebssystem auf einem Computer entscheiden könnte. Aus diesem Konjunktiv II wurde in den letzten Wochen Realität. Dieser Umzug blieb nicht ohne Folgen. Ob ich sie noch alle am Zaun habe?

Die gut 6 Meilen in San Jose sind für Ortskundige gewöhnlich in 10 Minuten zu schaffen. Ein ganzer Systemwechsel in dieser Größenordnung kann mitunter ein halbes Jahr dauern. Bei mir lief das erstaunlich gut – bislang zumindest. Und in wesentlich kürzerer Zeit. Dazu waren allerdings auch ein paar Vorarbeiten notwendig.

Update in 2024/01:

Inzwischen ist ja ein wenig Zeit in’s Land gegangen. Mir gefällt es so prima, wie es ist. Ich bin zufrieden mit Android und dem Thinkphone. Aber: zum heutigen Zeitpunkt hätte ich mir ein Google Pixel gegönnt. Telefon und Smartwatch funktionieren beide, wie ich’s mir wünsche. Ich vermisse nichts.

Ich bin dankbar, dass es hierzulande keine blue vs. green bubble Diskussion (Link) gibt und ich mich mit vielen auf einen funktionierenden Messenger einigen konnte. Sehr wohl freue ich mich, wenn iOS endlich die Blockade aufgibt und auch RCS-Chat unterstützt.

Es ist – heute – tatsächlich egal, welches Telefon man einsetzt, sofern es denn mit gepflegtem OS daherkommt. Da ist Google’s Ansage mit 7 Jahren Unterstützung im Moment wohl die nachhaltigste: Dies auch als Begründung, warum ich ein Pixel vorziehen würde. Die Diskussion über ein Bankingtool ist – wie erwähnt – erledigt. Eine nutzbare Form von ECM/DMS habe ich – endlich – auch gefunden (Link).

Ich bin heute wesentlich freier in der Wahl meiner zukünftigen Geräte und Software. Ich kann jetzt jederzeit wechseln, ohne „alte Zöpfe“ abschneiden zu müssen. Und ich bin um eine lehrreiche Erfahrung weiter: Ich will mich nie wieder so sehr an ein Ökosystem binden, wie ich das – unwissentlich – zuvor gemacht habe. Dass ich die mir bislang unbekannten Zwänge losgeworden bin, tut gut.

Was nicht ganz so gut getan hat, sind bestimmte Eigenheiten von Android, die ich in den letzten Monaten kennenlernen durfte. Dazu später im Text ein paar Infos, im Absatz PIM & S/MIME.

tl;dr: Herr Lose: Ihr Geld ist nicht weg, es ist nur woanders.

In diesem Zusammenhang verbrenne ich ein Nutzungslizenzkostenvolumen i.H. v. immerhin EUR 3520 (für Mac-Anwendungen). Für iOS Anwendungen habe ich EUR 651 ausgegeben. Bislang. Um die zuletzt verwendeten Apps aus dem Playstore nachzukaufen waren lediglich EUR 61,00 erforderlich.

Geradezu illusorisch, die Annahme, irgendwelche Anschaffungen kämen ohne Folgekosten daher…

Gerade habe ich meinen M1 Mac eingepackt und verschickt. Er hat mir die letzten zwei Jahre lang gute Dienste geleistet, ausnahmsweise mal nicht das „Rechtsuntenmodell“. Davor ging mein M1 iPad an die lieben Eltern. Ich habe das Tablet in der letzten Erholungsphase in Norddeutschland zwar dabei gehabt, genutzt habe ich es lediglich als mobilen Hotspot. Dessen ursprüngliche Rolle hat ein häufiger schon mal erwähntes ThinkPad x280 eingenommen. Man möchte fast meinen, mit diesem ThinkPad zog „das Unheil“ bei mir ein.

Es gibt seit Anfang Oktober kein macOS und auch kein iPadOS mehr in meinem Haushalt. Testweise ja schon eine längere Zeitspanne. Ich habe mich bislang nur nicht getraut, mich von den Dingern zu lösen, suchte nach alternativen Supportmöglichkeiten, u.a. auch für die Erzeugerfraktion – Rustdesk (Link) ist hier eine Riesenhilfe.

Geräte, die nur herumstehen, will ich nun auch nicht. Das x280 wurde denn auch noch – eben weil es so gut war – durch ein ThinkPad X1 Nano Gen2 (Rechtsuntenvariante mit 5G) ersetzt. Dieses Nano stellt alles bisherige in meinem Haushalt (inkludiert jedes besessene MacBook) mit Abstand in den Schatten. Es ist das bislang beste Notebook, welches ich jemals besessen habe. Vielleicht schreibe ich über diese 970 Gramm leichte, so sehr geliebte ThinkPad noch ein anderes Mal, verdient hätte es das auf jeden Fall.

Nein, es ist nicht gut, Knut

Ich hatte gehofft, dass es mit diesen, zuvor erwähnten Erlebnissen erst einmal gut sei. Immerhin hatte ich ja auch ein Ärgernis auf dem iPhone weniger (Link), war aber immer noch mit dem Ding in einem goldenen Käfig.

Wäre die Cloudsituation bei Apple – mit Integration in die Kamerarolle, auf dem iPhone und dem AppleTV wenigstens in moderaten Ansätzen besser, würde ich mich auch nicht mehr über die monatlichen EUR 2,99 für die Nutzung einer für mich teils dysfunktionalen Wolke ärgern. Ferner bringt mich die fehlende Möglichkeit, iMessage vom Windows-PC zu senden, derart auf die Palme, dass ich gleich eine ganze Wagenladung Kokosnüsse nach Cupertino werfen möchte.

Alle anderen Hürden für eine Koexistenz mit Windows hatte ich ja (fast) schon erfolgreich aus dem Weg geräumt, aber deren eigene Cloudintegration in Windows ist – mit Verlaub – eine 6- (mit Rücksicht auf die Eltern), das kann nur so gewollt sein..

In sofern war’s dann auch kein Wunder, dass mich das Ökosystem von Apple in den letzten Wochen so dermaßen ärgern würde. Diese unfassbar hochnäsige Arroganz von Apple ist mir als Mac-Nutzer bislang völlig untergegangen. Es dauerte denn auch kaum zwei weitere Wochen (plus ein verpfuschtes iOS- und watchOS- Update), und ich hatte dem Treiben ein Ende gesetzt. Endgültig. Ne, Leute, geht echt nicht. Wirklich nicht.

Tschüs.

Das iPhone 14 Pro ist einem Lenovo ThinkPhone gewichen, die Apple Watch Ultra einr Garmin Tactix 7 amoled edition. Dazu nutze ich jetzt Jabra’s Elite 10.

Drum prüfe, wer sich ewig bindet…

Allerdings habe ich mich nicht sofort getraut: Windows 11 hat zwar einen Android-Emulator, dem fehlt aber der Google Playstore. Und den braucht es, um herauszubekommen, wie schmerzhaft denn der Wechsel nach Android sein würde, wenn überhaupt machbar.

Wer den Playstore aus dubiosen Quellen nachrüsten will, gerne. Mir ist dabei eher unwohl. Bluestacks (Link) hat einen nutzbaren Android-Emulator. Mit exakt jenem konnte ich erfolgreich feststellen, dass ich jede App, die ich unter iOS nutze, auch für Android bekommen kann.

Apps und so

Die Qualität aller Apps unter Android ist gleichwertig zu deren Derivaten auf iOS. Kein Wunder: Stammen sie meist aus demselben App-Framework. Davon ausgenommen die Apps „Doppelkopf HD“ von „Isar Interactive“ und jene Deutsche Bank – App – Katastrophe, hierzu später mehr.

Rückgaben bei Google Play funktionieren, die Abonnementkontrolle ist angenehm, einzig nicht gefallen will, dass ich Kosten für In-App-Käufe nicht sofort auf der Website sehen kann. Alternative Stores und Quellen für Android-App ignoriere ich, und das mit Nachdruck. Eine Nutzung dieser wäre unverantwortlich.

Ausgegeben habe ich für neue Apps gerade mal gut EUR 60, will aber auch nicht unerwähnt lassen, dass unter meinen Käufen auch einige Apps sind, die ich im Apple-Ökosystem nicht bekommen kann, u.a. auch, weil Apple die WiFi-Schnittstelle ziemlich gründlich abgedichtet hat.

In nicht mal zwei Tagen habe ich mich an Android gewöhnt. Will meinen: Das relativ nackte, fast von Bloatware freie Android auf einem Lenovo ThinkPhone (Link). Es gibt auf diesem Telefon auch nur wenig, davon vermeintlich auf Businessanwender fokussierte Zugaben, an jene ich mich schnell gewöhnt habe. Ansonsten ist das – dem Vernehmen nach – Stock Android und zwar ohne BlingBling. Das Update-Versprechen von Motorola für das Thinkphone ist für mich mehr als ausreichend. Bislang kommt der Konzern dem nach, hat sich in der Vergangenheit jedoch auch einige Male einen Fauxpas geleistet.

Motorola ThinkPhone

Motorola ist wohl die erste Marke, welche mir alternativ in den Sinn kommt. Zugegeben, das ist eine rein subjektive Entscheidung, keine rationale. Dazu haben deren Telefone meist diese fürchterbaren, runden Displayränder, welche mit meinen Tollpatschhänden nicht lange überleben würden.

Motorola gehört ja schon eine Zeit lang zu Lenovo. Und die haben erstmals einen neuen Namen im Programm: „ThinkPhone by Motorola“. Das extrem leichte Ding kommt u.a. mit Ready 4 (u.a. Integration in Thinkpads oder eingebauter Desktop oder Windows 365), Office 365 und ThinkShield, damit eine äußerst passende Integration in ThinkPads. Ja, was soll ich denn bei dem Paket noch lange nach Alternativen suchen?

Die komplette Produktbeschreibung gibt es hier (Link). Flossy hat ein passendes Review (Link). Der Lieferumfang ist denn auch anders denn gewöhnlich: Das USB-C Netzteil kann mit seinen 65 Watt nicht nur das Telefon laden, sondern auch mein ThinkPad. Ich will wohl anmerken, dass ich mich in der Vergangenheit mit genügend USB-C Würfeln eingedeckt habe, in sofern könnte der Ansatz aus Cupertino der richtigere sein (sofern man nicht in Frankreich lebt). Nebst Papier gibt es dazu noch eine Hülle, welche für mich aber zu gefährlich glatt ist.

Das Telefon selbst hat ein dem Äußerlichen eines X1 Carbon nachgebildetes Gehäuse aus Aramidfasern und ist damit ähnlich leicht, wie ein Pro-iPhone, fühlt sich dennoch etwas leichter an und ist auch etwas dünner. So schön das Äußere des ThinkPhone auch ist, ich traue mich kaum, es ohne ein zu mir passenes „Gummi“, quasi nackt einzusetzen. Ich lebe ja immerhin schon einige Zeit lang mit mir zusammen und kenne meine Fehlfunktionen ziemlich gut (leider).

Die Tasten sind – anders – als bei einem iPhone angeordnet. Das führt anfangs zu haptischen Verirrungen. Den zusätzlichen, roten ThinkPhone Button auf der linken Seite des Gerätes kann ich für unterschiedliche Anwendungen konfigurieren.

Ziemlich leicht ist die (gut geführte) Ersteinrichtung. Wie viel davon Android oder Motorola/Lenovo ist, kann ich mangels Kenntnis nicht sagen. Dann wird’s etwas nervig: Das ThinkPhone will – mit Nachdruck – Sicherheitsupdates einspielen. Dafür sorgen u.a. „ThinkShield“, wie auch für viele andere, sinnvolle und gut erklärte Einstellungen. Es gibt jedoch kein kumulatives, sondern derer für jeden Monat seit Erscheinen des ThinkPhones einzelne. Heidewitzka!

Hinzu kommen Playstore-Updates, davon auch recht viele. Weitere Updates wollen sich in der Nacht automatisch installieren, Motorola gibt hierfür unterschiedlich konfigurierbare Zeitfenster frei. Das erinnert einen an die Patcharie von Windows nach einer Neuinstallation noch in der letzten Dekade.

Immer wieder mal gibt es Empfehlungen von Motorola, wie man noch etwas mehr aus dem Telefon herausholen kann. Das gelingt äußerst subtil, nervt mich auch nicht, etwa durch ein kleines, rundes Motorola-Symbol auf dem Homescreen. Gerade als Neuling bin ich sehr dankbar für die mitunter doch sinnvollen Tipps, die ich da bekommen kann.

Allerdings gibt es auch Hürden: Das EU-ThinkPhone will leider keine e-Sims sondern Nano’s, derer sind immerhin zwei nutzbar (z.B. dienstlich und privat). Mit Verlaub, wir haben 2023. Ist eine Nano-SIM im Business-Umfeld immer noch so ein Ding? Die Telekom macht den Wechsel bei mir zum Glück recht leicht, der ist auch nicht mit Kosten verbunden. In zwei Tagen war die SIM im Briefkasten, der Wechsel im Kundencenter mit ein paar Mausklicks erledigt, sofern man sich an den Duktus der Telekom gewöhnt hat. Wie das bei anderen Carriern ist, kann ich mangels Kenntnis nicht sagen.

Anmerken will ich im Zusammenhang mit der Telekom, dass ein Wechsel vom iPhone zu Android wohl zur Deaktivierung der Voicemailfunktion führt. Und zwar nicht sofort, sondern erst nach einer Woche. Die Erzeugerfraktion meint deshalb, dass ich mit meinem neuen Telefon nicht mehr erreichbar sei. Der Zusammenhang erschloss sich mir erst nach genauem Nachfragen, was denn mit „nicht erreichbar“ gemeint sei. Meine Nachfrage führte auf der anderen Seite außerdem zu Unverständnis, da ich den technischen Hintergrund meiner Frage nicht sinnvoll erläutern konnte. Es gibt für Android kein Visual Voicemail. Telefoniert man auf einer anderen SIM-Karte oder ist man tatsächlich in einem Funkloch, wird der Anruf nicht mehr auf die Mailbox geleitet, die „Band“-Ansage lautet deshalb tatsächlich „Der Teilnehmer ist zur Zeit nicht erreichbar“.

Wirklich sehr angenehm ist, dass ich unter Android für jede Rufnummer eines Kontakts unterschiedliche Leitungen konfigurieren kann. Und die werden denn auch nicht automatisch gewechselt, wenn eine Leitung deaktiviert ist (wie bei iOS). Ich muss also eine(n) Arbeitskolleg*in nicht mit zwei Kontakten pflegen, wenn ich privat mit ihm/ihr befreundet bin und nach dem Aktivieren der „Dienstleitung“ auch nicht wieder diverse Kontakte umkonfigurieren.

Äußerst gelungen ist die Integration von Google Messages Web in die Kurzmitteilungen. Weniger schön ist, dass ich zumindest mit dem Thinkphone nur mit einer der beiden Leitungen senden kann, empfangen jedoch auf beiden.

Auch hatte ich mich gerade noch über das Feature von Apple gefreut, dass ich endlich zeitgesteuert eine Leitung deaktivieren kann, ist mir dieses Feature unter Android (noch) verwehrt. Keine mir bislang bekannte 3rd-Party-App kann dieses Feature im Moment für das Thinkphone verwalten.

Letzter Nachteile des ThinkPhones ggü. dem iPhone: Kein Magsafe (Qi-Ladefunktion mit Magnet)! Das ist so erstmal echt übel. Tudia’s idiotensicheres Mergegrip-Case (Link) mit dem HaloLock (Link) von ESR kombiniert, und auch das Thema ist vom Tisch.

„Migrationsschmerzen“ vom iPhone nach ThinkPhone gibt es damit keine mehr.

Wolken

Ich nutze weiterhin die Onedrive-Integration für Fotos, so habe ich nicht nur die Originalbilder, sondern auch die Exif-Daten zusätzlich lokal auf der Platte und kann mit der Bearbeitung z.B. mit Luminar direkt loslegen. Dem Vernehmen nach geht Google’s Fotocloud mit den Exif-Daten doch etwas problematisch um.

Googles Clouddienste sind derweil günstiger als jene von Apple, allerdings beanspruchen meine Fotos dort auch nur zwei Drittel von dem Speicherplatz, jenen ich in Cuppertino benötigt habe. Wer also wechseln will, sollte nochmal genau nachrechnen. Vielleicht geht es auch ein Paket kleiner.

Googles Home ist „etwas rustikaler“ geraten als Apple’s Homekit. Sehr wohl ist die App weniger in meinem Fokus denn die Bedienung des Zuhauses mit der Stimme.

Smarthome

Dank meiner bisherigen Fokussierung auf Home Assistant ist ein Wechsel nach Google Home möglich, jedoch nicht ganz so einfach denn die Einbindung bei Apple Homekit.

Ich habe lange nach einem Tutorial gesucht, welches ich empfehlen kann: Der Vlog von „EveryThingSmartHome“ (Link) passt, er ist in 2023/10 1:1 umsetzbar, die Schritte sind wohl umfangreich.

Links HomeAssistant, rechts Google Home


Als Resultat bekommt man in etwa ähnliche Ergebnisse, wie bei HomeKit. Hat man in Home Assistant mit den Gerätebetitelungen allerdings so rumgeschlampt, wie ich, muss man auch erstmal Geräte neu zuordnen und umbennennen, bis es irgendwann passen will. Auch diese Aufgabe ist einmalig mit „etwas“ Zeitaufwand verbunden.

Das UI in der Home Assistant- App will mir nicht nur unter iOS sondern auch unter Android besser gefallen, so dass Google Home lediglich die Aufgabe bleibt, meiner Stimme zuzuhören. Versehentlich sage ich immer noch ab und an „Hey Siri“ denn „OK Google“.

Uhr und so

Meiner extrem schlechten, körperlichen Verfassung (Long Covid) war meine Apple Watch Ultra zwar eine gute Hilfe, allerdings habe ich sie zuletzt zunehmend ignoriert. Zudem ist sie an ein iPhone gebunden. Wäre sie das nicht, befürchte ich, hätte ich sie – wie alles andere auch – trotzdem nur im Apple-Ökosystem betreiben können.

Ihr Nachfolger ist die Tactix von Garmin (Link). Die kann einige Dinge, die die Apple Watch Ultra nicht kann. Allerdings hat sie kein LTE. Was letzendlich ein Vorteil ist, denn die eSIM habe ich nie verwenden müssen.

Ich müsste wohl einen Roman über die Uhr schreiben, wenn sie in diesem Blogpost nur eine Randnotiz bleibt. Einen kleinen Eindruck gibt es hier: (Link). Sehr wohl ist sie mit einigen Features klar im Vorteil zur Apple Watch: Body-Battery und Trainingszustand sind für mich sehr gute Hilfen, wenngleich erschreckend ehrlich. Dazu gehören sicher auch die Tipps zum täglichen Morning-Briefing und die Schlafanalyse, sowie die Hinweise in diesem Feature. Das ist jetzt alles keine Raketenwissenschaft, allerdings muss man Idioten, wie mir, manchmal auch mal mit Nachdruck die Fakten erläutern.

Hinzu kommt eine beeindruckende Laufzeit von beworbenen 11, bei mir eher 13 Tagen mit einer Akkuladung. Dabei ist die Uhr always on (Amoled) und teilt die Benachrichtigungen des Telefons. Es gibt tausende von Watchfaces im Garmin-Store, ich bleibe jedoch bei dem originalen Uhrdesign. Sie kann ohne Telefon navigieren, nimmt die Strecken aus meinem Komoot-Konto und deren so simples und zuerst belächeltes Feature „Taschenlampe“, sowie deren Nachtdesign begeistern.

Man sieht direkt, woher Garmin kommt. Nicht umsonst ist Garmin (neben B&G) Weltmarktführer in der maritimen Navigation und Avionik. Alles an der Uhr macht Sinn, auch wenn ich mich anfangs an das Bedienkonzept gewöhnen musste. Der Touchscreen ist inzwischen deaktiviert, man kann sie durchgehend über die Tasten bedienen, mit Handschuhen, ohne abzurutschen oder falsche Aktionen auszulösen. Das gelingt auch auf dem Fahrrad oder dem e-Scooter.

Die Uhr kann sehr wohl auch bezahlen, das will aber meine Bank nicht. Genausowenig will sie, dass ich mit Google Pay bezahle.

Mobiles Bezahlen

Die Android App meiner Bank ist mit deutlich weniger Sternen belegt, als deren Pendant auf iOS. Sofern man zulässt, dass die NFC-Schnittstelle von ihr belegt wird, „könnte“ man mit der Mastercard Kreditkarte bezahlen. Die Mastercard Debitkarte wird für das mobile Bezahlen im UI angezeigt, lässt sich jedoch nicht aktivieren.

Die Zuverlässigkeit der Deutsche Bank App beim Bezahlvorgang ggü. Google Wallet ist jedoch ein Witz. Jeder dritte Bezahlvorgang will gelingen, der Rest endete mit Karte unbekannt oder ähnlichen Fehlern.

Mit Verlaub: Ich gehöre zu den Menschen, die bei Ablehnung von Kartenzahlungen mindestens mal die Gesichtsfarbe einer Verkehrsampel annehmen und sich anschließend lieber den Weg nach hause buddeln. Deswegen bezahle ich im Moment wieder mit Plastik – wie so ein Primat – oder eben mit Revolut, sofern ich das Konto dort aufgeladen habe. Mit Revolut klappts übrigens immer und auf Anhieb.

Auf Nachfrage im Deutsche Bank Kundenservice, warum sich die Mastercard Debit in der Android-App nicht zum Bezahlen aktivieren lässt, bekomme ich als Antwort, ich müsse dazu ein iPhone benützen. OK. Habe ich verstanden.

Oder ich wechsle die Bank.

Mir reicht’s schon länger. Eigentlich hätte mich Daniel Silva’s Abrechnung mit der Deutschen Bank in „Die Cellistin“ (Link), und meine darauf folgenden Nachforschungen zu allen seinen Aspekten schon längst zur Flucht überzeugen sollen. Das auch, wenn man das Augenmerk auf die Verwicklungen dieser Bank (Link) in aktuellere, politische Katastrophen in Betracht zieht.

Mobilsicher hat sehr wohl einige Kritiken an Google Pay – darunter auch berechtigte. Das problematische Feature ist in meinem Payment-Konto jedoch nach Einrichtung standardmäßig deaktiviert (Link), aufzufinden unter „Einstellungen“ im Paymentkonto (Link). Eine Übersicht passender Banken, welche Google Wallet unterstützen, findet sich hier: (Link).

Einfach wäre, jetzt für alle Bezahlvorgänge Paypal einzusetzen, dieses Datenschutzfass wollte ich wohl nicht auch noch aufmachen.

Ein Fintech-Konto á la Solarisbank / N26 war bei mir von vorneherein ausgeschlossen. Es gibt – mit lokalen Filialen – m.E. nur noch eine einzige Alternative in Deutschland, welche alle Kriterien, also FinTS/HBCI für Giro-, Kreditkarten- und Depotkontenverwaltung, Kontoauszug via FinTS/HBCI, Garmin Pay, Google Pay (und ja, auch ApplePay) unterstützt. Allerdings: Auch die Commerzbank hat ihre ganz eigene Historie, vgl. hierzu auch (Link).

Deren Nachhaltigkeitsbewertung (Link) liest sich in einigen Blogs auch nicht so ansprechend, wie jene der GLS-Bank, welche ansonsten meine erste Wahl wäre. Jedoch wollen sich seit Jahren keine der Sparkassen, Volks-, Sparda- oder GLS-Banken auf für mich passende „Schnittstellen“ einigen. Ich verstehe derweil nicht, warum sich Banken immer noch die Arroganz herausnehmen können, solche Dienste im Jahr 2023 abzulehnen. Und noch weniger verstehe ich, warum Banken mir ihre Zwangsapp für die NFC-Schnittstelle unterjubeln wollen.

Bislang verwende ich Revolut auf der Watch und in Google Wallet, klaglos. Nervend ist jedoch die notwendige Aufladung dieser Zahlungsmethode, bis ich den Kontowechsel vollzogen habe.

Mit dem Wechsel der Bank löst sich übrigens ein zuvor erwähntes Problem auf Windows: Banking4 von Subsembly (Link) wird nutzbar und ich bekomme damit ein Banking-Tool, welches in Ansätzen zu MoneyMoney aufschließen kann. Es bleibt damit nur noch die unschöne Situation in Sachen ECM. Immerhin, die Quartalsablage habe ich hinter mir…

Und damit sind auch alle Rechnungen im Kasten. Ich kann also grob überschlagen, was mich dieser Spaß gekostet hat. Zoxs hat alle Altgeräte angenommen. Entdeckt leider auch jeden Kratzer, den ich auf den Dingern hinterlassen habe und Kratzer, die ich als zuvor nicht vorhanden erkenne oder als doch stark übertrieben empfinde. Ich sag’s mal so: Die waren früher mal gut. Eine Erfahrung reicher.

Personal Information Management (Update 2024/01)

Größter Unterschied zwischen iOS, iPadOS zu Android und Windows: Es gibt Dinge, die standardmäßig nicht im Betriebssystem dabei sind. Android (und auch Windows) haben hier mächtige Defizite. Während ich das mit emClient unter Windows (nutze ich unter OSX schon seit Jahren) lösen kann, wird’s unter Android erstmal schwierig.

Zumindest, sofern man kein Microsoft 365 oder Google Mail einsetzt. EWS ist schnell lizensiert und offenbar das Default-Protokoll, wenn’s um Kalender, Aufgaben, Notizen und besonders Email geht.

Android selbst kann zwar auch IMAP, auch verschlüsselt, reguläres CalDAV und CardDAV haben sie in Android allerdings vergessen, zu implementieren. Im ersten Moment bin ich überrascht, erinnere ich mich aber, dass Microsoft Outlook das ebenfalls nicht konnte. Ich hatte früher mal auf „Caldavsynchronizer“ setzen müssen, damit ich Outlooks komplett an reguläre Konten, wie z.B. bei All-Inkl.com anbinden konnte, heute ist – wie schon erwähnt – em Client das Mittel der Wahl und kann alles.

Unter Android empfiehlt sich „DAVx5“ (Link). All-Inkl.comschreibt passende Anleitungen (Link). Das funktioniert schonmal ganz gut.

Was leider im Default auch nicht geht, ist die Nutzung von S/MIME beim Empfang oder Versand von Nachrichten. Es ist zwar extremst hakelig möglich, ein PFX auf dem Telefon zu installieren, es bringt Dir aber nix bei der Verwendung von Google’s Mail App „Gmail“. Im Netz wird auf derweil diverse, wahrlich fürchterliche Apps verwiesen, welche offenbar primär weder Ästhetik noch Grundlagen von UX-Design im Fokus hatten. Mit „FairEmail“ (Link) und dem im Android Schlüsselbund gespeicherten, persönlichen Zertifikat zu meiner Mailadresse war zwar nach mehreren, erratischen Buttonklicks ein Entschlüsseln einer an mich gesendeten Nachricht möglich, es war mir absolut unmöglich, mich mit dieser App auch nur im Ansatz anzufreunden. Es stellt sich hier die Frage, wieso braucht es drölfzig Warnhinweise und mehrere Buttonklicks für das nutzen völlig selbstverständlicher Funktionen. FairEmail war augenscheinlich aber noch die beste App – verglichen mit den nachfolgenden.

Ausprobierte, weitere Alternativen- welche aus den unterschiedlichsten Gründen direkt wieder vom Telefon flogen, waren „CipherMail“ (Link) und „R2Mail2“ (Link). „Nine“ (Link) habe ich wegen einer absolut problematischen Privacy-Policy links liegen gelassen.

Mir bislang unbekannt war, dass mein Lieblingsmailclient em Client (Link) eine mobile Version für Mails auf Android hat. Der ist noch Beta (Link), verhält sich aber exakt so, wie ein ganz gewöhnlicher Mailclient – ohne Klimbim- ohne den geringsten Fauxpas in Sachen UI/UX, und er kann selbstverständlich ver- und entschlüsseln. Und zwar mit PGP und S/MIME. Einfach so.

Über den FatClient auf Windows oder Mac können unerfahrene Nutzer einen QR-Code zur Einrichtung scannen (Link). Auch wenn die das gut beschrieben haben, ich will’s lieber selbst / manuell einrichten. Das gelingt übrigens auch schneller, als bei den zuvor getesteten Alternativen.

Dinge (Kosten) im Schlepptau

Mit dem reinen Gerätewechsel ist es wohl nicht getan. Ich habe mich zwar immer bemüht, eine Exit-Strategie beim Einsatz elementarer Dinge zu haben, die war jedoch nicht ganz vollständig. Ärgern wollte mich Apple noch zwei weitere Male. Unter anderem fehlte mir die Kontrolle über die Airpods, viele Features ließen sich unter Android nicht nutzen.

Meinem Ohr passende TWS-Hörer (mit AAC und Dolby Atmos) sind nach einem Unfall mit Shokz (die Dinger gehen wirklich gar nicht) Jabra’s Elite 10.

Die Dänen hatten sich ja eh schon in meinem Herzen mit dem Engage 75 verewigt (Link), da braucht’s dann auch für mich keinen Flossy Carter mehr (Link), wohl für meine Leser. Die Dinger sind echt richtig gut.

Erschrecken will mich Motorola’s Schutz vor Trackern: Ich werde verfolgt, teilt mir mein Telefon mit. Und zwar von an allen, an meinen wichtigsten Dingen „baumelnden“ Airtags. Die Alternativen sind wohl Tiles.

Deren Erste-Hilfe-Kit (Link) kostet EUR 79,99. Sie funktionieren, übrigens auch ohne Abo, auch wenn deren App einen immer wieder dazu nötigen möchte. Was ich bislang nicht wusste: ThinkPads haben Tile eingebaut.

Fazit

Alles in allem bislang weniger Abenteuer, denn befürchtet. Und nein, auch auf „der anderen Seite“ ist längst nicht alles perfekt, wie ich in diesem Post ja auch schon erwähnt habe. Bislang gibt es keinen, einzigen Showstopper. Und ich bin um eine Erfahrung reicher:

Die Welt da draußen, außerhalb vom Apple-Ökosystem, ist nicht nur ziemlich groß, sie ist riesig. Ich habe bestimmt noch einige Chancen, auf die Nase zu fallen. Bislang bin ich recht happy. Das macht alles wieder Spaß. Nicht nur das Entdecken, auch die Nutzung. So ganz durch bin ich ja noch nicht. Es fehlt noch der Abschluss eines Kontowechsels. Ich hoffe, dass das nicht zum Abenteuer wird.

Lehren aus dieser Erfahrung: Ich habe nicht alle Exit-Strategien bedacht, das will ich dieses Mal anders machen. Ich will auch keine systemrelevanten „Dinge“ mehr beschaffen, welche sich an ein einzelnes Ökosystem exklusiv knoten. Es muss möglich sein, dass einzelne Komponenten umfallen können, ohne dabei gleich mein gesamtes Konzept in den Abgrund zu stürzen. Ich muss das viel mehr betrachten, wie einen ETF, also das Risiko möglichst breit streuen.

Dass ich immer noch solche „exklusiven“ Dinger besitze, war mir nicht ganz klar. Auch war für mich nicht absehbar, dass das so schnell zu einem Wechsel der Bank führen kann. Schließlich bin ich bei dem letzten Verein 30 Jahre lang Kunde.

Dies ist imho keine Bewertung für oder wider ein Ökosystem, und auch keine Handlungsanweisung für meine Leser, denn eher eine exklusive Erkenntnis für mich: Ich stehe weiterhin zu meiner Meinung, dass Ihr bitteschön alle das einsetzen sollt, was zu Euch passt. Sollte irgendwer über Euch lachen, weil Ihr eine Entscheidung für oder wider ihre Weltanschauung macht, lacht über ihre Engstirnigkeit.

Alles in allem habe ich bislang sehr gute Erfahrungen gemacht, denn negative. Die drei, in diesem Beitrag erwähnten ThinkPhone, Garmin Tactix und Jabra Elite 10 haben Ihren Job bislang erstaunlich gut gemacht, so dass ich keinen Grund für deutliche Kritiken haben.

Einzig nicht gefallen wollen mir die App meiner (bisherigen) Hausbank, die fehlende Möglichkeit, auf der zweiten SIM (dienstlich) SMS zu senden (Konfigurationsfehler), erst durch 3rd-Party nutzbare S/MIME, CalDAV und CardDAV Unterstützung, sowie die Möglichkeit, Leitungen zeitplangesteuert stillzulegen. Das ist für solch einen Systemwechsel eine doch beachtliche Leistung. Ich hatte mit deutlicheren Einschnitten gerechnet.

Positiver Nebeneffekt: Hinzugewonnen habe ich durch den Wechsel zu einer neuen Hausbank ein Homebankingprodukt, welches zu MoneyMoney auf macOS aufschließen kann.

Damit endet dann auch eine weitere Ära: Hier, in diesem Blog, gibt’s zukünftig weniger zu Mac/iOS/iPadOS. Dafür kann ich bald vielleicht etwas mehr Wissen über Android teilen.

Danke für’s Lesen bis hier! Beeindruckende Leistung!

Keine Werbung:

Alle in diesem Beitrag erwähnten Markennamen sind Eigentum ihrer jeweiligen Besitzer. Alle in diesem Beitrag erwähnten Gegenstände sind aus eigenen Mitteln finanziert. Es gibt keinerlei Absprachen mit den Herstellern, finanzielle Vergütungen oder Einflüsse durch jene auf diesen Text.