@Lancom-Systems Voice Callmanager SBC zusammen mit @Vodafone_de #RED #DSL konfigurieren

Der Einrichtungsassistent der beliebten Router von Lancom vermisst auch 2019 immer noch Vodafone. Bei Vodafone selbst finde ich nur Einrichtungsvideos zu deren TR-069-Carrierplasten und zu einer Standard-Mediamarktplaste. Beides käme im Leben nicht in meinen Haushalt. Es ist aber alles ganz einfach zu bewerkstelligen, auch von Hand.

Ich bin unlängst im Festnetz von der Telekom zu Vodafone gewechselt, da ich zuvor einen Family&Friends Vodafone RED Mobilfunkvertrag über einen Freund ergattern konnte. Die Kommunikationskosten für Mobilfunk und DSL sind zwar immer noch hoch, reduzieren sich jedoch um insgesamt über 60% gegenüber der Telekom.

Der in den modernen Lancom-Routern verbaute Session-Border-Controller (SBC), der Voice-Callmanager, ist quasi alternativlos. Zum einen ist er der einzige (Link), der in den letzten Jahren zuverlässig in der Lage war, das verbastelte SIP der Telekom adäquat für eine Starface-Appliance umzubauen und weiterhin der einzige, der auch mit schwachen Leitungen, wie es sie in Deutschland immer noch gibt, zuverlässig umzugehen vermag. Zudem lässt sich hinter dem SBC am Lancom eine klassische ISDN-Anlage betreiben und er kümmert sich zuverlässig um’s QoS. So sehr, dass ich auch bei einem ISO-Download oder Youtube-Upload keinerlei Probleme habe, nebenbei zu telefonieren. Ich würde nur über meine Leiche auf ihn verzichten wollen, deswegen will ich ihn zusammen mit Vodafone zum Laufen bringen.

Ich verwende seit 2014 einen Router der 1781er Klasse (Link), davor durchgehend Vorgängergenerationen. Würde ich VDSL250 buchen, müsste ich die 1793er Klasse neu kaufen, mein Derivat fährt problemlos VDSL100. Der Wechsel von der Telekom zu Vodafone RED war relativ einfach. Die PPPoE Einwahldaten und die SIP-Zugangsdaten kommen mit dem Freundlichen Begrüßungsschreiben von Vodafone per Mail. Die interessanten Daten befinden sich im zugestellten PDF mit dem Titel „VodafoneWillkommen_Auftragsnummer“ auf der vorletzten Seite 4:

Ausflug in die Erfahrung mit Vodafone DSL

Die Einrichtung von VDSL überspringe ich, jene ist äußerst einfach zu realisieren, sofern man Kenntnisse über die Problematik BNG (Link) verfügt. In meinem Fall bemerke ich einen deutlichen Unterschied im Peering von Vodafone zur Telekom und bei der Verwendung von DNS. Das AS3320 der Telekom war offenbar zu arrogant, denn vieles, was ich erreichen wollte, lief auch innerhalb von Deutschland über Auslandsrouting, z.B. Level3, ohne direktes Peering. Das ist jetzt nicht mehr erforderlich.

Auch Ziele, wie z.B. Youtube, Amazon Prime oder Netflix sind jetzt wieder ohne Aussetzer und langwieriges Puffern komfortabel zu konsumieren, was für die Freizeitgestaltung – je nach Betrachtungsweise – auch negativ beurteilt werden kann.

Ich nutzte zuletzt reines IPV4. DualStack der Telekom habe ich zuletzt nicht mehr verwendet, da auch die Quellnetze, in jenen ich mich jetzt häufig befinde, IPV6 leider nicht unterstützen. Bei meinem neuen Vodafone-Anschluss halte ich es also identisch. Ich kann meinen DNS frei wählen und bekomme deutlich schnellere Antwortzeiten, auch von innerdeutschen Zielen. Zuvor telefonisch abgeklärt: Auch bei Vodafone RED DSL erhalte ich 2019 immer noch eine öffentlich erreichbare IPV4 und gottseidank kein kaputtes DS-Lite.

Am gleichen Broadcom-DSLAM, mit derselben Seriennummer von zuvor, handle ich jetzt nicht mehr mit 96M zu 30M aus, sondern wieder zu 102M zu 39M. Training und Handshake nach dem Kaltstart laufen in unter 2 Sekunden ab, zuvor benötigte ich noch bis zu einer Minute.

Die Leitung ist unter Vollast bislang stabil. Ich habe überhaupt keine Ahnung, warum oder wieso das so ist. Es ist derselbe hässliche, graue Kasten mit demselben DSLAM bei uns an der Straße und dasselbe Kupfer. Ich hatte eigentlich damit gerechnet, schlechtere Werte zu bekommen, da allgemeiner, technisch nicht belegter Glaube ist, dass Resale-Anschlüsse immer den ungünstigsten Port am DSLAM bekommen. Das ist offenbar heute nicht mehr so.

Eichtung von Voice-Callmanager

Der Hinweis von Lancom zu Vodafone SIP passt nicht – (Link). Also werde ich kurz die Einrichtungsschritte vom Assistenten korrigieren. In meinem Fall will ich, ebenfalls wie der KB-Artikel von Lancom, lediglich interne SIP-Benutzer passend zu den Leitungen einrichten. Diese könnten dann direkt von klassischen SIP-Telefonen oder von der Starface Telefonanlage verwendet werden. Ich verwende den ISDN-Port nicht, und ich benutze auch keine analogen Anschlüsse.

Tools

Ich lade für die Einrichtung von Lancom das Tool LANconfig und LANMonitor herunter. Die notwendigen Tools bekomme ich von https://mylancom.de.

Fehleranalyse

Besonders wichtig ist die Funktion „Trace-Ausgabe erstellen“, welche ich mit einem Rechtsklick auf den Router erreiche. Dasselbe hätte ich auch über SSH mit dem Befehl

tr + callmanager

erreichen können, aber das Trace-Tool ist für das Nachfassen von Fehlern mehr als angenehm zu bedienen. Im Trace aktiviere ich „Callmanager“ und drücke auf den „Play-Button“, bevor ich einen Probe-Anruf ausführe:

So kann ich schnell Fehler entdecken, nachstellen und korrigieren. Das Scrollen und Suchen dieser Informationen ist im Tracetool superkomfortabel.

Einrichtung der Leitungen und Benutzerkonten

Ich verwende zunächst den Assistenten und das Feature „Voice-over-IP / All-IP einrichten“:

Ich lösche alle Einstellungen und mache einen sauberen Anfang

Ich verwende die „Benutzerdefinierte Konfiguration“

Relevant sind für mich nur SIP-Provider und SIP-Benutzer

Die Domäne nenne ich weiterhin „intern“

Die Leitung ist „Benutzerdefiniert“, welche ich an eine später zu konfigurierende, identisch zur externen Rufnummer betitelte Standard-Nummer weiterleite:

Den Provider betitele ich mit VF-Rufnummer:

Bei Arcor lautet die SIP-Domäne/Realm

vorwahl.sip.arcor.de

in meinem Fall also 02151.sip.arcor.de, Registrar lasse ich leer.

Jetzt kommt die Abweichung zum KB-Artikel von Lancom:

SIP-ID/Benutzer und Display-Name, sowie Telefonie-Benutzername lauten nämlich nicht „vorwahlrufnummer@arcor.de“, sondern lediglich „vorwahlrufnummer“!

Also lege ich entsprechend für die (fiktive) Rufnummer 0215112345 an:

Ebenso den dazu passenden Benutzer:

Die Call-Routen werden zunächst mit Amtsholung konfiguriert:

Um die Call-Routen-Konfiguration selbst will ich mich später kümmern.

und schließe mit „Fertigstellen“ ab.

Call-Routen (persönliche Konfiguration)

Da ich intern über den Lancom nicht telefoniere sondern dafür den Lancom verwende, und ebenfalls keine Amtsholung wünsche, muss ich ein paar Dinge ändern.

Zum einen lösche ich die Amtsholung, da sie mit meiner Konfiguration und meinem Kopf nicht kompatibel ist:

Und ersetze diese durch eine einzelne, simple Regel:

Sofern ich weitere Ziel-Leitungen angelegt habe, muss ich den o.g. Vorgang auch für die anderen umsetzen.

Display-Anzeige bei eingehenden Rufen korrigieren

Damit eingehende Anrufe nicht mit vorangestellten 00049 im Display des Telefons und in der Anrufhistorie auftauchen und damit ich sie dann auch adäquat zurückrufen kann, muss ich 00049 durch eine simple 0 ersetzen.

Dazu erstelle ich eine Call-Route für die Ziel-Leitung „USER“ von der Quell-Leitung „LINE #“:

Für meine simplen Zwecke reicht diese Konfiguration vollkommen aus.

Nachworte:

Anmerken möchte ich für den Umzug von Telekom zu Vodafone noch, dass ich ein wenig früher aus dem Urlaub zurückgekommen bin, da ich Probleme bei der Einrichtung/Konfiguration/Leitung erwartet habe. Dem war aber nicht so, im Gegenteil!

In der Vodafone-Website konnte ich sehen, dass die Herrschaften mit der Umstellung begonnen hatten.

Die Telekom-Leitung war um 00:00 getrennt, der Lancom hatte sich erneut „erfolgreich“ noch mit den Altdaten eingewählt, alle VPN-Tunnel, Telefonie und IP-Routing funktionierten jedoch nicht mehr. Ich befinde mich noch an demselben DSLAM (Seriennummer identisch) von zuvor.

Die Zugangsdaten konnten einfach getauscht werden und der Zugang war sofort online. Ich habe die Leitung deshalb nicht gelöscht und unter anderem Namen neu angelegt, da ich gefühlt hunderte von abhängigen Konfigurationen (Routing, Firewalleinträge, etc.) nicht anfassen wollte und zudem davon ausging, dass es sich um den gleichen BNG-Kram mit VLAN-ID7 handelte, wie zu zuvor. Und so war’s dann auch. Gottseidank. Es ist ein Resale-Anschluss auf Telekom-Hardware.

Die Telefonie wurde ebenfalls um 00:00 getrennt, das Telefonie-Leitungsrouting meiner Rufnummern jedoch noch nicht fertig und so konnte ich zwar feststellen, dass die SIP-Registrierung erfolgreich war, nachdem ich die Fehler in den Lancom-Dokumenten mit dem Tracetool herausgefunden hatte, jedoch nicht telefonieren.

Kein Vorwurf, ich glaube sowas dauert und geht nicht mal eben so mit einem Fingerschnipp. Am nächsten Morgen hatte ich dann eingehende Telefonie (leider etwas unsanft und zu früh), jedoch keine ausgehende. Das konnte ich wieder mit dem Tracetool nachvollziehen und so waren lediglich kleinere Änderungen (siehe oben) am Callmanager notwendig.

Negativ:

Bei der Telekom hatte ich eine Weboberfläche, unter jener ich schon vor dem Rufeingang Anrufe filtern konnte, besonders wichtig waren anonyme und jene, welche durch Datenlecks an meine Rufnummer gelangt sind. Ebenso konnte ich von unterwegs Umleitungen definieren. Dieses Feature fehlt mir jetzt und ich muss das über die Starface-Software realisieren. Das ist ohne Paid-Module doch ein wenig umständlich, mit dem Modul „zeitgesteuerte Umleitung“ zu realisieren. Dieses Feature vermisse ich bei Vodafone sehr!

Vodafone hat das, für Kabelanschlüsse, wohl aber nicht für Resale-DSL.

Ansonsten ist alles rund und läuft besser, als ich es erwartet habe. Auch mein inzwischen 5 Jahre alter Lancom-Router macht alles so, wie ich es mir wünsche.