Autarkie Manager: Für E3DC, Tesla, OpenWB

Die E3DC-App ist in die Jahre gekommen. Da der Anmeldetoken der App bei meiner Erzeugerfraktion ständig weggelaufen ist, und ich Mama den Weg in den Keller ersparen wollte, habe ich nach einer alternativen App gesucht. Dass die gefundene iOS App von Maria Meisel nicht nur den Vogel abschießt, sondern dahinter gleich noch alles andere abräumt, war mir anfangs nicht klar: PV-Überschussladen könnte mit dieser App deutlich günstiger werden.

PV-Nutzer mit kleineren Anlagen kennen das: Die wichtigste Information im Hause ist der Akkustand (SoC/State of Charge) und wie viel kW Sonnenenergie gerade vom Dach kommt. Davon hängen von November bis März tatsächlich noch die „Entscheidungen des Lebens“ ab, ob man denn wirklich die Waschmaschine, den Trockner oder den Geschirrspüler nutzen möchte oder vielleicht noch ein paar Stunden wartet.

tl;dr: Kaufbefehl!

Prolog:

Die Eltern haben ihren Spaß daran, so wenig wie möglich Energie einzukaufen, also maximalen Schaden beim Netzbetreiber anzurichten. Deren Energiebilanz für das Jahr 2021 mit der kleinen Dachfläche ist wirklich hervorragend. Das Chart zeigt Anfang November lediglich,

dass der Speicher zu klein dimensioniert ist. Warum? Von den für ein paar Cent verschenkten 4 MWh hätten sie lediglich weitere 0,5 MWh im Haus behalten müssen, um eine Autarkie von gut 95% zu erreichen. Dazu hätten sie dann immer noch 3,5 MWh für das PV-Übeschussladen vom Elektroauto übrig. Das reicht mehr als locker für die Jahresleistung.

Es sind 18 Maxeon-3 Module von Sunpower, die hier für die hohen Autarkiegrade sorgen. Mehr ging einfach nicht auf’s Dach. Und ist offenbar auch nicht notwendig.

Im übrigen sehe ich diesen ganzen, vom Altmaier eingebrockten EEG-Quatsch im Nachhinein komplett anders: Wir hätten lediglich ein „stromerzeugendes Haushaltsgerät“, also Nulleinspeisung bauen sollen, denn diese ganze Zählerumrüstung und diesen Anmeldemist beim Energieversorger ertragen zu müssen. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass das einige heute schon so machen. Und womit? Mit Recht. Zurück zum Thema, denn ich will über die App schreiben.

Simple Einrichtung:

Die für die Eltern wichtigste Anwendung ist die Prüfung des SoC. Dafür lässt sich entweder die grausige App von E3DC oder eben der Autarkie-Manager verwenden. Die neue App will aber erst einmal mit dem Hauskraftwerk verbunden sein.

Am Beispiel einer S10 von E3DC lässt sich die simple Kopplung der App zeigen. Du hast einen „Cloud-Registry-Key“ zur freien Verwendung, welchen Du im Benutzerprofil auf der E3DC Website verheiraten kannst:

Wenn der hinterlegt ist, kann das Backend der App auf die Werte der E3DC zugreifen. Dies ist unabhängig von der direkten Verbindung zum Hauskraftwerk. Wohl lässt sich mit dem Hauskraftwerk auch direkt etwas schneller sprechen, über RSCP können die Daten ohne Cloudanbindung abgefragt werden, sofern man im Hausnetz Zugriff hat. Das ist aber nicht so ganz mein Fall, denn das VLAN in jenem sich die S10 befindet, ist rundrum abgedichtet.

Es lassen sich auch eine Tesla Powerwall oder eine OpenWB direkt koppeln. Letztere spricht über Modbus mit dem E3DC Hauskraftwerk, so kannst Du auf die Verwendung des Cloudkeys verzichten. Sofern Du eine OpenWB-Wallbox besitzt, kannst Du quasi alle OpenWB-kompatiblen Hauskraftwerke abfragen.

Nutzung

Die Darstellung ist für E3DC-Benutzer anfangs gewöhnungsbedürftig, das Dashboard gleicht allerdings der von Tesla. Im Moment, wo ich diesen Text schreibe, ist der Novemberhimmel grau und es regnet, obwohl ein wenig Sonne vorhergesagt wurde. Das Energiediagramm sieht an diesem furchtbaren Tag ohne Sonne also eher dürftig aus, lässt sich aber sehr verständlich ablesen.

Und auch mit Widgets ist gedient. Am Screenshot des Energiediagramms vom 09.11.2021 (rechts) kann man übrigens auch sehr gut ablesen, wo das Problem liegt: Dem Speicher ist die Luft ausgegangen und bis zum Einsetzen der Sonnenenergie musste Strom vom Netz dazugekauft werden.

Auch auf dem iPad macht die App eine gute Figur:

Der Energiefluss wird mit kleinen, gelben Punkten visualisiert, welche vom Erzeuger zum Verbraucher fließen. Ich finde das sehr gut gelöst. Außerdem wurde die Apple-Watch mit reduzierten Features integriert. Die Visualisierungen sind mal deutlich schicker als in der E3DC App selbst.

Ein Apple-Silicon Mac freut sich ebenfalls über die App und sogar Widgets können genutzt werden, was die Entwicklerin Maria Meisel allerdings nicht explizit bewirbt. Die Widgets müssen im Moment (noch?) nach einem Neustart (kommt bei mir 1x im Monat vor) wieder hinzugeklickt werden.

Es ist wirklich gerade Sch!§&wetter…

Laden

Allerdings der Autarkie Manager nicht nur einen Fokus auf die Visualisierung, sondern auch noch auf die Integration der Lademöglichkeiten. Und hier wird’s richtig interessant: Der Tesla kann als virtuelle Wallbox integriert werden, ohne dass Du eine kompatible Wallbox (wie z.B. eine OpenWB) brauchst.

Wenn ich das tatsächlich richtig gelesen habe, kann die App die Ladeenergiemenge direkt über das Tesla-Konto regeln. Man benötigt für das PV-Überschussladen möglicherweise noch nicht einmal eine Modbus-Verbindung zwischen Wallbox und Hauskraftwerk.

Da bei uns noch kein Tesla vorhanden ist, kann ich das noch nicht prüfen. In der Featureübersicht auf OTRKY.com schreibt die Entwicklerin: „xSonnen gesteuertes Laden via goe-Charger, OpenWB oder direkt für TESLA Fahrzeuge. Unser Otrky-Backend ermittelt wann genug PV-Energie zur Verfügung steht und schaltet das Laden des Fahrzeugs ein bzw. auch wieder aus.“

Unabhängig von der App ist bei uns sowieso eine OpenWB geplant, da jene ein automatisches 1/3 Phasen -Umschalten unterstützt. Diese Wallbox ist im Moment leider, wie fast jede andere Wallbox, kaum zu kriegen.

Dazu kann man sich warnen lassen, z.B. wenn der SOC größer 90% ist, der Energiefluss vom oder zum Netz Netz größer als eine bestimmte Menge oder der Hausverbrauch ungewöhnliche Werte hat, was bei uns üblicherweise um die Mittagszeit herum der Fall ist.

Fazit

Mir gefällt das unheimlich gut, was da gebaut wird. Der Autarkie Manager trifft den Nagel auf den Kopf, denn PV-Nutzer sind in der Regel auch E-Fahrer. Das Thema Laden und Wallbox hat da quasi den gleichen Wert wie das Hauskraftwerk selbst. Die App erfährt im Moment quasi im Wochentakt Updates mit neuen Features und kleineren Fehlerkorrekturen. Die UI’s sind vollständig, auch an das iPad Pro und das iPhone 12/13 mini wurde gedacht – ich halte das für erwähnenswert.

Ein Großteil der Features sind kostenfrei, einige sind zu äußerst fairen Preisen kostenpflichtig zu erwerben. Im Moment kann man für fast alle Features – ausgenommen historische Daten – noch einen Lifetime-Kauf in der App abschließen. Auch wenn wir nicht alle Features benötigen, habe ich einfach mal alles gekauft, da ich die Entwicklung unterstützen will.

Wer ein kompatibles Hauskraftwerk und oder eine OpenWB besitzt, dem kann ich diese App nur wärmstens empfehlen.

Maria Meisel’s App „Autarkiemanager“ findet Ihr auf der Website „otrky.com“ und im Appstore (Link).