Für’n Arsch: Der Herman Miller „Embody X Logitech G“

Mir könnte bei der Auswahl des Blogtitels tatsächlich der Gaul durchgegangen sein. In diesem Beitrag geht es in etwa um den Ersatz von „Markus“ aus Schweden, jenen ich bislang „besaß“; sowie eine in Ansätzen angemessene Neuanschaffung, den „Embody“ von Herman Miller; jenen ich jetzt „besitze“.

Es sind inzwischen ein paar Wochen vergangen, seitdem Herman Miller’s „Embody“ bei mir eingezogen ist. Ich bin also geneigt, meine Meinung über das Besitzen von diesem hervorragenden Stuhl zu ventilieren.

tl;dr: Ach lesen Sie doch einfach bis zum bitteren Ende. Spoiler: Ich bin sehr zufrieden.

Die Rahmenparameter: Zwischen 8 und 10 Stunden täglicher Nutzung mit wenigen Pausen durch „kompakten“ Besitzer, Bauhöhe 176 Zentimeter, 118 Kilogramm Gewicht. Häufig stechender Schmerz zwischen den Schulterblättern, atypische Sitzweise, schlecht sehend. Für ein Drehstuhlpiloten-Sitzmöbel ist das denn eine doch „leicht anspruchsvolle“ Aufgabe.

Zugegeben, von diesen Kennzahlen war auch „Markus“, also jener von Ikea, nicht sonderlich begeistert. Der glänzte wohl eher mit Unzuverlässigkeit, als dass hier und da immer mal wieder irgendetwas von ihm „abbrach“. Ferner wollte er mit Knarzen und Krachen seinen Unmut kundtun, quasi „unter mir“ seine Arbeit leisten zu dürfen.

Ich habe ihn gemäß der archivierten Kaufbelege seit 2013 insgesamt 3x bestellt (und viel zu überteuert liefern lassen), zuletzt unmittelbar vor der Corona-Krise – nach einem sehr kurzen Ausritt mit seinem Kollegen, dessen Namen für mich ähnlich unaussprechlich ist, wie so ein Vulkan auf einer europäischen Insel: „Järvfjället“.

Dessen Stehvermögen hatte aus gewichtigen Gründen sogar noch schneller nachgegeben, als jenes von Markus: Die an die Sitzfläche montierte, rechte Armlehne brach schon nach kurzer Nutzung samt eines Teils der Sitzfläche ab, peinlicher Weise mitten in einer Videokonferenz. Die aus diesem Malheur resultierend mit Kaffee neu colorierte Büroausstattung war für die anderen Teilnehmer dem Herrgot sei Dank nicht sichtbar.

Weil sich akut Teile der Lordosenstütze und des Gestells vom „aktuellen“ Markus nach dem Reißen der „Mesh“-Rückenbespannung in meinen Rücken bohrten und das Drehkreuz an einem der Rollen brach, ist mir der Kragen geplatzt.

Da in mir nach ganzen 4 (in Worten VIER) Versuchen mit Ikea tatsächlich auch mal die Erkenntnis dämmerte, dass sich „Ergonomie“ möglicherweise dauerhaft positiv auf mein körperliches Wohlbefinden auswirken könnte, wollte ich nun einen Teil der möglichen Ursachen meiner Rückenprobleme angehen. Yoga-Matte und Faszienrolle lachen sich ja schon eine längere Zeit über meinen Rücken kaputt…

Frei nach dem Motto „Wer zweimal kauft, kauft öfters“ *, machte ich mich auf die Suche nach einem neuen Gestühl. Dieses Mal gewillt, doch etwas mehr Geld zu investieren, um erstens ein haltbares und zweitens ein zu meinem Rücken passendes Modell zu erwischen.
* Zitat von Holger Parsch

Versuch A

ist ein Büroausstatter und Klickpreisdrücker in der Nähe von Düsseldorf mit riesiger Auswahl und wirklich sehr fleißigen Verkäufern. Gottseidank bin ich kein Eskimo, sonst hätten die mir vielleicht noch einen Kühlschrank verkauft. Hier wurden mir nach Klärung der Rahmenparameter unterschiedliche Stühle im Bereich zwischen EUR 500 und EUR 3000 dargeboten. Darunter die üblichen Verdächtigen von Haider, Löffler, Interstuhl, Dauphin und Hag.

Einige davon passten nicht in meinen Rücken, einige andere machten auf mich den Eindruck, dass sie aufgrund ihrer hohen Rückenlehne wohl eher keine Rückenprobleme lösen, denn irgendetwas anderes kompensieren wollten. Im Nachhinein dämmert mir, dass ich wohl doch eher einen Hoodie denn ein Hemd hätte anziehen sollen. Kleider machen Leute. Und die verkehrten auch. Leider. Ein Leben voller Mißverständnisse…

In die engere Auswahl kamen zunächst ein Dauphin „cento miglia“, ein Hag „SoFi mesh“, ein Interstuhl „Joyce“ und ein Löffler „Panamero“.

Allesamt lediglich „Bürostühle“, ohne irgendwelche Star-Allüren. Die wurden dann mehr oder weniger ausgiebig getestet (zusammen mit meinem Notebook an einem höhenverstellbaren Schreibtisch, den sie mir gleich auch noch verkaufen wollten).

Allerdings kam bei keinem Stuhl in irgendeiner Form ein „A-Ha“-Gefühl auf, was ich aus unerfindlichen Gründen erwartete. Das fühlte sich alles in etwa so an, wie ein viel zu teuer verkaufter „Markus“ (ausgenommen davon der Löffler für knapp EUR 1400, aber auch an den wollte ich mich nicht so richtig gewöhnen).

In diesem Atemzug will ich Ihnen auch gleich noch meine Sitzweise mitgeben: Ich sitze ab und an auch mit Beinen überschlagen oder sogar über Kreuz, brauche deswegen eine ebene, sehr weite Sitzfläche. Mein Hintern befindet sich möglichst immer an der Lehne, jedoch in der Vergangenheit nicht die Schultern, was eine mögliche Ursache für mein Rückenleiden ist.

Meine völlig bekloppte Sitzweise lässt sich bei einem Büroausstatter vor Ort selbstverständlich genausowenig testen, wie meine eigene Ausstattung und Arbeitsweise zuhause.

Ich habe beim Profi für Sitzmöbel knapp 90 Minuten verbracht, bin jedoch kein bisschen weiter (was mir im übrigen für den quirligen, sehr höflichen Verkäufer ein wenig Leid tut).

Ich bin sehr wohl mit dem Gedanken zu dem Laden hingefahren, etwas passendes mitzunehmen. Selbst „irgendetwas“ war aber (gottseidank) auch nicht auf Lager. Ausstellungsstücke, z.B. den Löffler, konnten oder wollten sie mir auch nicht verkaufen. Wir trennten uns einvernehmlich und ich bekam 2-3 Blätter Hochglanzpapier und eine Visitenkarte in die Hände gedrückt.

Versuch B

Ein wenig überraschend kam dann die „Show“ in einem Autohaus in näherer Umgebung. Die sollten ebenfalls mit neuen Bürostühlen ausgestattet werden. Ich verwechselte die dargebotene, vielfältige, farbenfrohe teils sehr schicke Sitzgelegenheit mit dem Wartebereich.

Ein Herman Miller „Aeron“ hatte meine Neugier erregt. Diese brach aber in sofern ab, als dass ich mich von ihm an der Sitzfläche eingeengt fühlte.

Ein eilig herbeigelaufener Verkäufer erkannte das Problem und erklärte mir, dass es jenen in unterschiedlichen Größen gäbe (wo kommen wir denn da bitte hin? Unterschiedliche Größen für Stühle?), vernahm aber auch gleich, dass ich mich nicht mit überschlagenen Beinen in das Sitzmöbel schlunzen könne. Ich gab im übrigen an, etwas peinlich berührt zu sein, weil ich nicht im richtigen Wartebereich Platz genommen hatte.

Dessen Bauernschläue zog allerdings gleich mal das nächste Ass aus dem Ärmel und „schob“ mir einen Herman Miller „Embody“ unter das Gesäß. Anschließend begann er, sofort zu erklären, an dessen Konfigurationsnupsis zu drehen und zupfen, um meinen Rücken an die Lehne (oder war’s umgekehrt?) anzupassen und die Beinauflagefläche zu konfigurieren.

Während der Verkäufer sich in dessen Begeisterung über das Gestühl quasi überschlug, hier und da noch einmal an den Nupsis des Sitzmöbels drehte, haben sich meine Ohren augenblicklich von den ihnen zugehörigen Synapsen getrennt.

Es fand quasi eine Sphärenverschiebung statt, in jener sich das Geistige vom Körperlichen trennte, sofern Sie mir da folgen können. Möglicherweise der Anspannung des Arbeitstages geschuldet oder aber ob der zu erwartenden, sehr hohen Rechnungsbeträge für die „Inspektion“ meines „Kackstuhls“, wie ich den Kugelblitz aus dem Hause Opel seit einiger Zeit liebevoll tituliere.

Den Verkäufer schien ich für eine kurze Zeit lang nicht wahrgenommen zu haben. Irgendein Klingeln aus der Ferne bedeutete mir aber, bitte wieder im „Hier und Jetzt“ anzukommen.

Feststellung: Dieses „A-Ha“-Gefühl gibt’s offenbar doch. Allerdings musste ich mich ob des Anschaffungspreises i.H.v. EUR 1400,00 bis EUR 1600,00 (je nach Konfiguration) kurz räuspern. Dennoch hatte ich dem Büroausstatter gegenüber schon das Geständnis mitgegeben, dass ich mich im Gestühl des mir bislang unbekannten, amerikanischen Herstellers extrem wohl fühlte, den Kauf aber aufgrund des hohen Rechnungsbetrags des Autohauses noch etwas hinauszögern wolle. Natürlich nahm ich auch hier eine Visitenkarte mit.

Ich verschob also den Kauf im ersten Pandemiejahr mangels Pinunsen immer mal wieder. Als vor ein paar, wenigen Wochen Markus aufgrund hoher Belastungen quasi unter mir zusammenbrach, hatte der Endgegner „Herr Lose, Ihr Geld ist nicht weg, es ist nur woanders“ dann doch über mich gesiegt.

Die Visitenkarte habe ich tatsächlich wiedergefunden und der Verkäufer erinnerte sich noch an mich. Ich scheine ja immer wieder mal einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Das ist mir im übrigen zunehmend unangenehm…

Die Anschaffung musste wohl oder übel trotzdem online, bei Herman Miller direkt geschehen, dieser Büroausstatter hatte leider keinen Zugriff auf das von mir gewünschte Modell, denn lediglich die „normalen“ Herman Miller-Stühle in allerlei möglichen Konfigurationen.

Ich hatte mich belesen: Aufgrund der leicht dickeren und wesentlich schickeren Sitz- und Lehnenauflage, sowie einem schicken Logo am Rückenteil wollte ich die „Logitech-G-Variante“, eine Variante, welche sich an die Zielgruppe junger, dynamischer Gamer richtet – – also nicht mich, allerdings wird ein 911er ja auch von Rentnern gekauft. Ich habe übrigens immer noch keine Ahnung, wie sich ein Gaming-Stuhl in der Steuererklärung macht, ich lasse das einfach mal drauf ankommen…

Der Verkäufer hatte selbst dafür Verständnis. Ich habe sehr wohl mein Versprechen eingehalten und ihm eine Flasche Gin zugeschickt, als Dankeschön für den tollen Tipp. Ich will’s mir ja nicht gleich mit allen verscherzen.

Lieferung:

In diesem Fall bedauere ich sehr, keinen Büroausstatter als Vertragspartner gewählt zu haben, da die Lieferung der einzige, wirklich unangenehme Teil meiner Bestellung ist. Herman Miller lieferte innerhalb einer Woche nach Bestellung über die Spedition „Fröde“ aus, deren Subkontraktor ist/war die Spedition „Jakobi“.

Sprachprobleme sind – sofern man sich mit Händen und Füßen verständlich machen kann – auf meiner Seite wirklich kein Problem; doch der Fahrer hatte dazu offenbar keine Lust und ich hatte enorme Probleme, sein Kaudawelsch zu demodulieren. Ich muss ihn zudem wohl verstimmt haben, denn er ließ seinen Unmut an der Verpackung aus. Ich bat an, den Stuhl selbst zu tragen (aus Sorge um dessen Beschädigung), doch das wurde ignoriert.

Einen abgerissenen Teil vom Lieferschein habe ich erhalten und den Embody, jener zum Glück selbst noch heile ist. Der Spediteur verließ das Haus ohne Verabschiedung. Mir dünkt, dass jener mit mir – als Kunden – ebenfalls unzufrieden ist: Das Nichtschließen der Haustüre im Erdgeschoss belegte das eindrucksvoll.

Das Erlebnis des Unboxings wurde mir verwehrt. Ein trauriges, unangenehmes Erlebnis. Ich überlege immer noch, ob ich Hermann Miller oder aber Fröde über das unschöne Erlebnis informieren soll, glaube aber, dass eine Unterhaltung mit einer Litfaßsäule ähnliche Erfolge erzielen wird. Sehr gerne hätte ich bei meinem so sehr herbeigesehnten Stuhl ein ganz anderes Erlebnis gehabt.

Verpackung

Was davon für mich für kurze Zeit noch sichtbar war, ist ganz auf ein positives Nutzererlebnis abgestimmt. Der Stuhl kommt komplett zusammengebaut beim Kunden an. Die Verpackung passt super. Auch die Aufdrucke auf dem Karton – jene ich sehen konnte – sind sehr liebevoll gestaltet. Das Öffnen ähnelte in Ansätzen dem Unboxing eines Apple-Produkts, sofern man es denn richtig anstellt und den Karton auf die richtige Seite stellt. Ich glaube, dass man den Karton auch ohne Messer durch die mit Beschriftungen gut erkenntlichen Laschen öffnen kann, der Spediteur entschied sich aber für eine Zerstörung der Kartonage .

Eigentlich wollte ich von der Verpackung für diesen Blogartikel auch ein Foto machen, aber der liebe Herrgott war dann doch anderer Meinung. Wegen der guten Verpackung kann beim Transport – selbst bei dessen rabiater Behandlung – wohl recht wenig kaputt gehen. Gottseidank!

Na immerhin, jetzt ist der Stuhl jetzt hier.

Erscheinungsbild

Der Stuhl sieht bei genauerer Betrachtung schon enorm „spektakulär“ aus, wenn man das mal so sagen kann. Allerdings nur von der Rückseite, von dieser Betrachtung aus polarisiert er sogar: Einige meinen, man hätte auf der Rückseite eine Abdeckung vergessen. Vielleicht aber gefällt mir das aber besonders gut. Sieht man ihn von der „zu besitzenden Seite“ aus, geht er vermutlich als absolut gewöhnlicher Bürostuhl durch:

Ich liebe es, sehr wohl, wenn man die technischen Funktionen und die Details gut erkennen kann. Meine Logitech-G Variante ist von Kopf bis Fuß in der Farbe schwarz gefertigt. Es gibt auch noch eine blaue Logitech-Variante, doch die wäre mir tatsächlich ein wenig zu „poppig“.

Verarbeitungsqualität

Die ganze Konstruktion macht einen hervorragenden Eindruck. Ausser eines kleinen Mankos kann ich keinerlei Schwächen an diesem Stuhl finden. Für die Zukunft lässt sich auch kein Problem erkennen: Alle Verschraubungen sitzen, alle Streben und Unterstützungen erzeugen bei mir beim bloßen Betrachten einen äußerst stabilen und hochwertigen Eindruck. Die Polsterung ist hochwertig, die wird locker mehrere Jahre Halten. Alles fasst sich auch so wunderbar gut an. Hier sind keine scharfen Kanten, an jenen man sich verletzen könnte.

Logitech

Der Unterschied zum klassischen Embody ist hauptsächlich, dass die Logitech-Variante ein anderes Polster hat, welches ein wenig dicker ist, die Rückseite ist in schwarz oder im Logitech-G typischen blau zu haben.

Die Polsterung des „normalen“ Embody’s ist in unterschiedlichen Stoffen zu haben, allerdings weitaus weniger dick. Hier ist allerdings das Problem evident, dass ich – sofern ich im Schneidersitz auf dem Stuhl Platz nehme – meine Knöchel nicht angenehm gepolstert sind, man also ab und an denn ohne die Polsterung der Logitech-Variante doch einige Elemente der Federung spürt.

Sicherlich ist mir die Marke Logitech sehr lieb, der kleine Logo-Strap an der Rückenlehne gefällt mir. Die Polsterung ist allerdings der eigentliche Grund, warum ich mich für den Logitech entschieden habe.

Ergonomie

Es gibt zwei „Nupsis“ zum Drehen, welche die Anpassung für den Rücken definieren: Einmal für die Stärke des „Skelett’s“ an der Rückseite und einmal der Gegendruck, welcher gegen das Zurücklehnen wirkt.

Der Stuhl lässt sich mit einem schwer zu findenden, aber leicht zu bedienenden „Pinökel“ in einem der beiden „Nupsis“ zudem in seiner Höhe konfigurieren, die Beinauflage lässt sich sehr einfach verlängern.

Es hat schon ein paar Stunden gedauert, bis ich den Stuhl so angepasst habe, wie ich das wollte, bedingt auch durch die fehlende Bedienungsanleitung. Sehr wohl sind die für das notwendige Wohlfühlen erforderlichen Schritte mit etwas gesundem Menschenverstand auch ohne Dokumentation umsetzbar.

Nachdem ich zunächst zu viel Gegendruck mit dem Skelett des Embody aufgebaut hatte, habe ich mich zwei Tage später noch nicht im Optimum gesehen. Ich wollte es mit etwas weniger Druck versuchen. Siehe da: Es lässt sich wirklich prima über den Tag kommen und der Rücken wird – sofern man aufrecht sitzt – hervorragend unterstützt. Man muss sich auch nicht mehr an die aufrechte Sitzhaltung erinnern, das passiert aus irgendwelchen, mir unerfindlichen Gründen von ganz alleine. Die Sperre für das Zurücklehnen ist angenehm leicht zu lösen, ich nutze die Möglichkeit ab und an beim Telefonieren.

Ich habe sogar abends wieder einmal ein Computerspiel gespielt, und das völlig schmerzfrei.

Im Gespräch mit einem Kollegen, jener etwas mehr von Ergonomie versteht als ich, ergab sich zudem ein weiteres Problem in meiner Büroausstattung: Ich benötige entweder einen höhenverstellbaren Schreibtisch oder aber eine kleine Fußbank. Für’s Erste tut’s wohl die Fußbank, welche im Moment noch durch einen Satz O’Reilly-Bücher ersetzt wird. Mittelfristig wird wohl auch mein Schreibtisch einem anderen Modell weichen.

Die Armlehnen und ich – wir müssen uns noch aneinander gewöhnen. Sie sind in die für mich notwendigen Positionen zwar adjustierbar, sind der L-Förmigen Schreibtischplatte jedoch im Weg, sofern ich sie für mich optimal eingestellt habe. Dafür kann der Stuhl aber nichts. Ich glaube, auch deswegen werde ich von diesem Schreibtischkonzept bald abrücken und zu einer höhenverstellbaren Variante greifen.

Besonders gefällt mir die Bewegungsmöglichkeit meines Rückens. Ich kann Arme und Ellbogen in alle Richtung bewegen, ohne durch den Stuhl eingeschränkt zu werden. Dieser Stuhl unterstützt mich in vielen meiner Bewegungen sogar, sprich er geht mit den Bewegungen des Rückens mit.

Anmerkung:

So ist mir auch nicht geläufig, wieso ein „Gaming-Stuhl“ mehr Seitenhalt benötigt, als ein Porsche GT2 RS. Mir ist das Konzept oder der Sinn bei dieser Art von Bestuhlung denn auch nicht geläufig, welche ich in meinen Videokonferenzen oder aber bei so manchen Streamer*innen auf Twitch oder Youtube sehe. Dass das Unternehmen „Recaro“ in den Bürostuhlmarkt einsteigt, habe ich bis heute nicht begriffen.

Kritik

Die Logitech Variante hat im Netz einige Kritiken einstecken müssen, da das Rückenelement beim Zurücklehnen an der Polsterung knarze. Mit Verlaub, entweder hat Herman Miller den Stuhl inzwischen optimiert oder aber das vernehmbare Geräusch ist in meiner Wahrnehmung so leise, dass ich es als kaum störend empfinde. Ferner wird kritisiert, dass er keine Kopfstütze hat. An diesem Stuhl ist mir die fehlende Kopfstütze beim Benutzen nicht aufgefallen, ich brauche sie nicht.

Mich stört im Moment lediglich, dass die voll eingerastete Rückenlehne (seit Erstbesitz) im Gelenk ein minimales Spiel hat. Daran habe ich mich zwar gewöhnt – nach einiger Zeit fällt es auch nicht mehr auf – ich meine aber, das müsse bei solch hohen Kosten dann doch nicht sein. Ich habe bislang auch nicht die Möglichkeit gehabt, mich noch einmal auf einen anderen Embody zu setzen; um herauszufinden, ob das by design oder ein Produktionsfehler ist.

Die fehlende, deutschsprachige Bedienungsanleitung ist m.E. das größte Manko. Der Stuhl muss korrekt eingestellt werden. Es gibt hier vielfältige Erklärbärvideos, z.B. auf Youtube (Link-Nicht gesponsort), in diesem Fall aber bevorzuge ich ausführlich bedrucktes Papier.

Gewöhnungsbedürftig ist, dass die Kreditkarte bei Bestellung sofort voll belastet wurde, der Betrag nicht erst bis zur Lieferung reserviert wurde. So habe ich knapp 10 Tage im Voraus bezahlt. Das ist mir bei dieser Investitionssumme unangenehm. Andere Zahlungsmöglichkeiten als eine Kreditkarte sind im Onlineshop von Herman-Miller nicht vorgesehen.

Die Erfahrung mit dem Spediteur war sehr negativ, da sie erstens äußerst unfreundlich ablief und mir zweitens das Erlebnis des „Unboxing“ des so sehr ersehnten Stuhls genommen wurde.

Fazit

Ich kann mangels orthopädischer Ausbildung nicht behaupten, dass dieser Stuhl das absolute Optimum definiert, allerdings hat sich das Investment für mich doch gelohnt. Trotz anfänglicher Skepsis, ob der Preis denn tatsächlich gerechtfertigt ist, spricht das Resultat (keine Schmerzen mehr zwischen den Schulterblättern) doch sehr für sich.

Ich würde den Embody in dieser Variante (Logitech) auf jeden Fall erneut kaufen. Ich muss das aber für die nächsten 12 Jahre erstmal nicht: Für diese Zeitspanne hat der Embody eine Garantie. Bereits jetzt aber wirkt er für mich so, als ob er diese Zeitspanne mühelos übersteht.

Sicher ist dieses Review komplett subjektiv. Der Embody passt möglicherweise zu Menschen, welche meinen Formfaktor haben und einigen anderen. Das ist jedoch keine Erfolgsgarantie! Deswegen rate ich dazu, einen Büromöbelhändler aufzusuchen, um den „normalen“ Embody erst einmal zu testen, sofern dieser Text Ihr Interesse geweckt haben sollte. Der Logitech kann 14 Tage ausprobiert und bei Nichtgefallen auch kostenlos zurückgesendet werden.

Ich will diesen hier nicht mehr hergeben, schonmal aus dem simplen Grund, dass die bislang vorherrschenden Rückenprobleme sehr wohl auf meine ehemalige Bestuhlung zurückgehen. Ferner mag ich ihn sehr, ich sitze sehr bequem in ihm.

Die Bürotätigkeit geht im richtigen Stuhl sehr viel leichter von der Hand. Rein nüchtern betrachtet steht also lediglich Ergonomie und Bequemlichkeit auf der Haben-Seite. Dazu sieht er sehr wohl extrem schick aus und bietet mir 12 Jahre Garantie auf alles. Wir zwei – der Embody und ich – sind also nur noch sehr schwer voneinander zu trennen. Ich bin hochgradig zufrieden.

Der Stuhl ist ein Star ohne Star-Allüren.

Anmerkungen

  • Sofern der normale Embody denn ausreicht, will ich einen örtlichen Bürohändler sehr wohl und mit Nachdruck empfehlen. Der kann einen auch gleich einweisen oder vielleicht auch eine Leihstellung organisieren.
  • Der Stuhl ist in der Logitech-Variante 2021 für einen Listenpreis von EUR 1400,00 bei Herman Miller (Link) zu erhalten.
  • Herman Miller hat diese Meinungsäußerung nicht beeinflusst oder autorisiert.
    Der Stuhl wurde von mir selbst angeschafft, ich erhalte durch dieses Review keinerelei vergünstigungen.
  • Titelbildquelle: Herman Miller