Alles andere als Zack die Bohne: Kaffee-Workflow, Enttäuschungen & Erfolge, Oracle Touch & Niche Zero

Ich habe anfangs exakt das gemacht, was alle anderen auch gemacht haben: Alles falsch. Falsch war teils teuer und ab und an auch dumm. Erst nach den ersten Enttäuschungen bin ich in das Rabbithole hinab und habe mich mit der Materie beschäftigt. Ich wollte das vorher nicht. Und auch kein zweites Hobby. Inzwischen ist mehr als ein Jahr in’s Land gegangen.

– Es hat noch keine Korrekturlesung stattgefunden –

Dieses Virus hat einiges verändert, manche haben sich ein neues Hobby gesucht. Ich kann mich da nicht von freisprechen. So kann ich nach dieser Zeitspanne wenigstens mal feststellen, ob die Person auf der anderen Seite der Bar in der Lage ist, adäquaten Kaffee für mich zu machen oder nicht.

Vielleicht kann ich auch etwas von Euch lernen und meinen eigenen Workflow noch etwas verbessern, bin deshalb auch dankbar für Tipps von Euch.

Update 2022/11: Dies ist ein offenbar sehr häufig gelesener Text und ich habe von Euch Stand heute insgesamt 16 wirklich sehr lieb formulierte Rückfragen zu diesem Thema per Mail bekommen. Bei ausnahmslos allen Rückmeldungen geht es um die Inkonsistenz der Mühle in kleineren Baureihen bis hin zu meiner Maschine oder um Probleme mit dem Tamper-System der Oracle. Ganz offensichtlich bist Du als Leser und ich mit dem Problem nicht ganz alleine.

tl;dr: Ein Longread über meine Erfahrungen mit Kaffee und eine Fehlannahme, dass man Siebträger nutzen kann, ohne sich mit der Materie zu beschäftigen.

Vorab: Mein wirklich ganz besonderer Dank gilt den so sympathischen Kaffeemacher:innen aus der Schweiz, die einen absolut liebevollen Vlog auf Youtube gemacht haben. Sie haben sehr viel dazu beigetragen, dass ich endlich wieder Spaß daran gefunden habe, Kaffee mit einer Siebträgermaschine zuzubereiten. Einen Besuch will ich Dir nach dem Lesen meiner Zeilen an’s Herz legen. Du findest sie hier, auf Youtube: (Link).

Mal ehrlich: Ich habe diesen Text lange vor mir hergeschoben und recht häufig wieder neu oder umgeschrieben. Auf der einen Seite wollte ich eine positive Erfahrung mit der Sage Oracle Touch vermitteln (was aufgrund ihres Mahlwerks nicht möglich ist). Auf der anderen Seite würde eine generell negative Erfahrung die Leser dieses Blogs vielleicht auch davon abhalten, mit Siebträgern zuhause zu beginnen. Also ist dies quasi ein Ritt auf des Messer’s Schneide.

Dazu hat sich die Niche Zero so sehr einen Platz in meinem Herzen erkämpft und ihn auch verdient, dass es quasi unmöglich wäre, diese Mühle nicht in irgendeiner adäquaten Form positiv zu erwähnen. Deswegen ist dieser Text entstanden, und um auch einmal aufzuzeigen, welchen Weg ich gegangen bin. Vielleicht hilft das auch, einige Fehler, die ich gemacht habe, zu vermeiden.

Wenn ich – wie gerade eben – bemerke, dass ein jemand in einem Kaffeehaus den Siebträger in die Sanremo ballert, dass einem die Ohren wackeln, ist Channeling (Link) eigentlich schon vorprogrammiert. Das führte auch dazu, dass ich einige Adressen – auch Ketten – inzwischen meide. Das ist eine der Nebenwirkungen, wenn man – ganz plötzlich – guten Kaffee schmecken, riechen und fühlen kann.

Manch‘ Kaffee lasse ich deswegen auch gleich links liegen, unter anderem die vorgemahlene „Plörre“ beim Dienstherrn (Sorry). Manchmal aber sage ich auch nichts ;-) und nehme einfach nur die Wirkung vom Coffein mit und freue mich auf zuhause. Ich kann jetzt stolz behaupten, einen gleichbleibend guten Kaffee, passend zu meinem persönlichen Geschmack, zuzubereiten.

Bis zu diesem Meilenstein ist es ein weiter Weg mit ziemlich vielen Stolperfallen.

Wieso, verdammt nochmal, ist das so schwer? Mit Filter oder einer Aeropress bekomme ich das ja auch hin? Als ich zuvor bei mir zuhause zum gefühlt drölfzigsten Male aus einer Bohne über- oder unterextrahiere, also einen extrem sauren oder bitteren Espresso beziehe, hätte ich die neue, teure Anschaffung am liebsten aus dem Fenster geworfen.

Meine Annahme, man könne fehlendes Geschick und Erfahrung mit Automatiken, also einem „Investment“ ausgleichen, war falsch. So auch die Anschaffung einer AIO-Maschine (All In One), welche sich für den Einstieg entgegen aller Werbeaussagen für meinen Zweck absolut nicht eignet.

Vorgeschichte

Die Rechnung, eine kürzlich angeschaffte „Sage Oracle Touch“ könne mindestens mal die Sauerei bei der richtigen Beladung des Siebträgers umgehen, sowie eine stets gleichbleibende Qualität liefern, habe ich ohne die Kaffeebohne (und das inkonsistente Mahlwerk) gemacht.

Nachdem bei mir vor Jahren schon die Erkenntnis reifte, die Crema eines Kaffevollautomaten sei Fake, die Reinigung desselben eine Katastrophe (Ich trinke aus Prinzip keinen Kaffee mehr aus Vollautomaten), hatte ich den Wechsel zu Kapselkaffee vollzogen. Natürlich hatte ich für den Vollautomaten damals noch Kaffee aus dem Supermarkt gekauft. Ich wusste damals auch nichts über ein „Röstdatum“.

Man muss für die Bedienung von Kapselmaschinen absolut nichts können, der Kaffee ist stets gleichbleibend langweilig. Leider hat man durch den Konsum von Kapseln weder ähnlichen Erfolg wie George Clooney noch tut man etwas gutes für die Umwelt. Im Gegenteil. Immerhin verwendet Nespresso halbwegs guten Kaffee (Anbei ein gegenteiliges Beispiel eines anderen Hersteller – Link), allerdings kam ich um die Vorwürfe

„Wer Kapselkaffee trinke, habe die Kontrolle über sein Leben verloren“

nicht umhin. Und womit? Mit Recht. Also ging es daran, den ersten, entscheidenden Fehler zu machen: Viel zu viel Geld für eine Maschine und zu wenig in eine ordentliche Mühle zu investieren.

Die Sage Oracle Touch

ist eine Dual Boiler, All in One Maschine (Einkreiser, Zweikreiser, Dual Boiler: Link). Sie kann sogar tampen. Sie hat den besten Milchaufschäumer auf dem Planeten (stimmt wirklich) und sie ist parametrisierbar bis in’s Detail. Aber sie hat ein riesiges Problem, bzw. sie patzt bei ihrem wichtigsten Verkaufsargument:

Deren inkonsistente Mühle mit integriertem Tamper ist eine absolute Katastrophe.

Sie kann wohl mit Supermarkt-Kaffee umgehen, der lange gelagert wurde, wie auch mit helleren Röstungen, jene wenig Öle mitbringen. Das passt alles nicht für mich, denn mit dunkleren Röstungen (wie ich sie gerne mag), hat die Mühle nicht nur Mühe, sie ist absolut überfordert, und das hört man auch.

Anmerkung: Es sind lediglich filigrane Nuancen im Mahlgrad, jene zwischen dem über- und unterextrahierten Espresso liegen. Die Mühle sollte zum einen leicht und auch sehr genau einstellbar sein, zum anderen sollte ihre Konfiguration nur dann nachjustiert werden müssen, wenn sich die Bohne ändert (und oder altert). Auch bei mehreren Bezügen sollte sie stets konstant sein.

Ziel der Sache: Eine 1:2 bis 1:2.5 Brührate hinzubekommen. Da die Oracle alle Bezüge auf Zeit und nicht auf Menge kalkuliert und ich anfangs noch keine passende Waage habe, wird die Extraktion zum Lottospiel. Dunkle Röstungen, wie der Yirga-Santos von Coffee Circle, der Pulped Fiction oder der O‘ Malley von Backyard-Coffee bringen in Ihrer Frische viele Öle (und sehr viel CO2) mit.

Nach fünf bis zehn Bezügen von deren Bohnen ist die Mühle reif für eine Komplettreinigung. Gleich versagen will die Maschine bei Backyard’s „Pulped Fiction“. Zwar trifft sie die für einen Espresso unübliche Temperaturempfehlung fast auf’s Grad genau

Der Bezug selbst ist aber aufgrund der inkonsistenten Mühle und der schlechten, mitgelieferten Siebe ein Glückspiel, von jenem man auch erst einmal nichts mitbekommt: Der Siebträger ist ein klassischer, geschlossener Doubleshot mit zwei Ausläufen.

Du bist also blind und hast absolut keine Ahnung, was in der Brühgruppe passiert.

Aber das lässt sich ändern.

Zur Sage lasse ich mich in sofern höchstens zu einer Bewertung hinreißen, als dass ich von ihrer beworbenen Primärfunktion (Mühle mit integriertem Tamper) maßlos enttäuscht bin. Ich hätte eher auf einige Forenmeinungen und weniger auf Youtube-Reviews achten sollen, jene möglicherweise auch bezahlte Inhalte veröffentlichen.

Die Espressomaschine selbst und ihr Milchaufschäumer sind allerdings klasse, damit lassen sich ordentliche Ergebnisse erzielen. Würde ich den Milchaufschäumer nicht so sehr in mein Herz geschlossen haben, wäre die „The Dual Boiler“ von Sage wohl ausreichend.

Die konsistent-heiße, wirklich exakt temperierende Dual-Boiler-Maschine frisst Strom zum Frühstück, aber das wusste ich vorher, ich hatte mich damals bewusst für dieses Prinzip entschieden. Sie braucht auch ihre Aufwärmzeit. Für ungeduldige ist das nichts. Immerhin besitzt sie einen Timer. Wer also zur gleichen Zeit aufsteht, kann sich damit ein paar Minuten erkaufen.

Ich hätte in der heutigen Zeit wohl auch eher zu einer Thermoblock, wie z.B. der Ascaso Duo-PID gegriffen, besonders das aktuelle Modell scheint ja recht ausgereift. Dennoch würde mir dann etwas fehlen:

Die detailverliebte Parametrisierbarkeit der Oracle Touch ist in etwa das, was ich mir auch gewünscht habe. Jedoch ist das lange noch keine Decent DE1 (Link), auf jene ich mit meinem aktuellen Wissensstand tatsächlich sparen würde, stünden zukünftig denn keine andere Anschaffungen an.

Die Oracle selbst steht mit ihren Anschaffungskosten i.H.v. rd. EUR 2000,00 in meiner Küche als Mahnmal dafür, dass mein Umgang mit Geld mindestens mal zu überdenken wäre. Ich will sie niemandem empfehlen. Mir ist als nächste Aufgabe daran gelegen, meine Fertigkeiten ohne PID in der Dampflanze zu trainieren, so dass ich irgendwann einmal auf die Oracle verzichten kann.

Heute würde ich sie nicht mehr kaufen. Es geht aber in Ordnung, dass sie da ist.

In’s Bodenlose

Erst die Anschaffung eines bodenlosen Siebträgers bringt Licht in die Sache: Ich kann das Channeling sofort erkennen. Und dem war mit der Oracle quasi nicht beizukommen. Die Optik des Bezugs und meine Zunge täuschten zuvor nicht, der bodenlose Träger brachte erste Gewissheit.

Zu diesem Zeitpunkt ging das Spiel in eine neue Runde. Bittere Erkenntnis: Mit der integrierten Mühle war’s auch nach der drölften Tiefenreinigung, einer Einsendung zum Kundendienst, abermals neuer Justage und sehr viel verschwendeten Bohnen quasi unmöglich, adäquaten Espresso zu extrahieren.

Ja, ich hatte alle Reviews und Tipps zur Oracle durch – Der Pin der Oracle Touch war richtig eingestellt (Link) – ich hatte auch die geforderten 20 Gramm im Träger.

Mit der Mühle der Oracle und meinen dunkleren Röstungen war dem Problem einfach nicht beizukommen. Außerdem hatte ich den Verdacht, dass mit fehlendem Tamperdruck die Gefahr von Channeling noch einmal vergrößert wird, selbst wenn viele sagen, der Anpressdruck sei nicht so relevant, wie ich vermutete.

Was nun?

Mit der schlechten Konsistenz der Mühle starb auch der komplette Workflow der Oracle: Es machte keinen Sinn mehr, die Milch zeitgleich aufzuschäumen, da ich nicht sicher sein konnte, ob der Bezug denn überhaupt klappte. So konsistent und sicher die Espressomaschine selbst ist, so magisch und einzigartig ihr Milchaufschäumer, deren Workflow ist mit ihrer integrierten Mühle gestorben.

Sie wäre fast zurück zu Amazon gegangen, was ich nach reiflicher Überlegung und mangelnden Alternativen dann aber ausschloss: Ein Dual-Boiler sollte es schon sein, und es gibt wohl momentan auch keine andere Maschine, jene einen PID (Temperatur-Sensor) in der Dampflanze besitzt. In sofern ist die Oracle heute immer noch einzigartig.

Immerhin war ich dankbar, dass ich mit dem bodenlosen Siebträger mein Problem wenigstens mal feststellen konnte. Ferner bin ich immer noch sauer auf Sage / Breville.

Niche Zero

So furchtbar enttäuschend die Erfahrung mit der Sage Oracle Touch ist, so glücklich macht mich die dann folgende Anschaffung: Eine Niche Zero ist nach langer Bestellzeit von über 3 Monaten bei mir auf der Kaffee-Arbeitsplatte eingezogen.

Ich mache heute immer noch jedes Mal Freudensprünge, weil ich den richtigen Mahlgrad quasi sofort treffe, selbst wenn das der neue Standard in meiner Küche ist. Ich mache mir neuerdings Mahlgrad-Notizen, damit ich mehrere Sorten ausprobieren und so schneller wechseln kann.

Ich wollte eine „Single-Dose“ haben, weil ich mit der integrierten Sage z.B. enorm viel Kaffee verschwendet hatte. In jener von Sage ist ein gigantischer „Totraum“, welcher nach jeder Mahlgradveränderung aber auch bei jedem neuen Bezug nach einer Pause erst einmal mit neuem Pulver quasi geleert werden muss. Das ist übrigens nicht nur bei der Oracle der Fall, sondern bei recht vielen handelsüblichen Mühlen mit ähnlichem Funktionsprinzip, die man so kaufen kann. Der Totraum lässt sich i.d.R. nur durch das Mahlen neuer Bohnen ersetzen, was in einem Single-Haushalt zu einer riesigen Verschwendung von Kaffee führt.

Die Alternativen, wie z.B. eine kleine Eureka, eine Fausto oder eine Mazzer habe ich nicht nur wegen des Totraums ausgeschlossen. Hätte ich meinen Probier- und Wissensdurst nicht mit ständig neuen Sorten stillen wollen, wäre es vielleicht tatsächlich eine von jenen geworden. In diesem Zusammenhang will ich noch einmal auf die wirklich tolle Serie der Kaffeemacher hinweisen, welche fast jede Mühle auf dem Markt getestet haben: Link.

Aber auch so macht die Niche Zero in meinem Haushalt Sinn, da sie quasi kaum Totraum hat und ich nichts verschwenden muss. Sie ist etwas für meine Küche, vielleicht nichts für die Gastronomie. Sie ist genau richtig, für mich.

Und sie ist einfach so fantastisch konsistent. Jepp, anfangs war ich skeptisch, da sie ebenfalls ein konisches Mahlwerk besitzt. Allerdings von Mazzer in 63mm – und das macht wohl den Unterschied.

Sie ist mir viel zu spät erst aufgefallen. Die Mühle der Sage hatte mich zuvor so geärgert, dass ich das Thema Kaffee fast schon ad Acta gelegt hätte und zwischenzeitlich sogar wieder zur pour-over-Variante gewechselt bin. Hätte ich nicht den Youtube-Kanal der Kaffeemacher und das Review von Benjamin Hohlmann und Michel Aeschbacher gesehen (Link), hätte Siebträger-Kaffee bei mir keine zweite Chance bekommen.

Mit ihren Anschaffungskosten bewegt sie sich im Mittel guter bis sehr guter Mühlen für Zuhause. Sie muss wohl aus England importiert werden, Zollgebüren fallen an.

Ihr Mahlwerk kann problemlos mit dunklen Röstungen umgehen, und das über einen längeren Zeitraum hinweg. Ich reinige Sie einmal im Monat, sie lässt sich dazu problemlos auseinander nehmen und anschließend wieder kalibrieren.

Es ist die mit Abstand wirklich beste Anschaffung. Ich bereue keinen einzigen Cent, den ich für sie ausgegeben habe. Erst mit ihr kann ich den Kaffee so zubereiten, wie ich mir das vorstelle. Sie unterstützt mich in meiner Neugier für neue Sorten. Ich verschwende bei dauerhafter Nutzung einer Bohne fast keinen Totraum mehr. Ihren Namen hat sie sich absolut verdient.

Workflow

Ich bin jetzt weder Michel Aeschbacher noch James Hoffmann – Dies mal zur Einordnung der nachfolgenden Zeilen. Ich kann aber immerhin schon mal ein wenig über meinen Workflow und dessen Entwicklung innerhalb des letzten Jahres schreiben. Der ist sicher nicht perfekt aber führt wohl zu einem MIR gut schmeckenden Ergebnis, und darauf kommt es m.E. auch an. Das ist jetzt keine Raketenwissenschaft und kommt inzwischen quasi aus dem Rückenmark, ohne dass ich heute großartig darüber nachdenken muss.

Meine Lieblings-Bohnen

u.a. von

Rösterei Vier (Link)
Backyard-Coffee (Link)
Wild (Link)
Coffee-Circle (Link)

haben alle ihre Eigenheiten und einen teils wirklich besonderen Charakter. Dabei bin ich – für meine Verhältnisse – wohl nicht besonders anspruchsvoll. Ich mag sehr gerne Milchgetränke, liebe deshalb kräftige, dunkle, säurearme Röstungen mit Noten von z.B. Nuss und Schokolade. Die helleren, viel blumigeren, fruchtigeren Röstungen sind mir eher fremd. Mein „Gemüt“ darf man daher vielleicht auch als etwas „schlicht“ bezeichnen.

Da meine Röstungen viele Öle und in Ihrer Frische auch viel CO2 mitbringen (Frische ist nicht immer gut Link), ist die Einstellung meiner Niche etwas aufwändiger als bei Sorten, die man aus dem Supermarkt kauft. Ferner muss die Mühle öfters gereinigt werden und ich muss ab und an auch mit einem Spray (Link) leicht nachhelfen, um derer statischen Aufladung etwas entgegen zu setzen.

Mit Verlaub, über vorgemahlenen Kaffe will ich schon gar nicht diskutieren. Über Supermarkt-Kaffee, der dort schon über Monate nach der Röstung im Regal liegt, eben auch nicht. Und dann ist da auch das Thema Fairness: Alle von mir erwähnten Röstereien geben an, von welcher Plantage ihr Kaffee kommt. Sie sind teils persönlich vor Ort gewesen. Sie investieren in die Plantagen und sie gehen fair mit den Bauern um.

Das Resultat ist eben auch einzigartig. Teils muss ich mit den Mahlgraden hinterher, deren Produkt ist ein Naturprodukt und das ist auch gut so. Dafür habe ich ja jetzt auch so eine erstklassige Mühle und mein Kaffee schmeckt eben auch nicht wie ein Allerweltskaffee. Die Packungsgrößen sind – da ich schneller wechseln will und dank der Niche auch kann – eben auch nicht mehr 1 Kilogramm sondern 350 Gramm.

Milch

Manch einer, der Vollautomaten oder Kapselmaschinen gewohnt ist, wird vielleicht zur 1,5% H-Milch greifen. Vermeintlich gibt es damit den besten Milchschaum. Nicht! So einen Schaum brauche ich höchstens in der Badewanne. Der Schaum für einen Kaffee sollte (meinem Geschmack nach) so seidig und feinporig wie möglich sein (Flat White). Das schaffst Du nur mit einer Lanze und nicht mit diesen fürchterlichen Schlauchdingsis (Bakterienschleudern) an den Vollautomaten oder diesen Milchbehältern mit integriertem Aufschäumer (letztere lassen sich wenigstens adäquat reinigen und im Kühlschrank verstauen).

Du wirst im Kaffeehaus vielleicht auch bemerkt haben, dass manche das Milchkännchen noch einmal auf den Tisch klopfen – um die größeren Blasen im Schaum zu zerstören. Der Fettanteil der Milch ist Geschmacksträger für den Kaffee, also nichts böses. Dieser feinporige Seidenglanz entsteht allerdings nur mit dem richtigen Eiweißanteil:

Dies wäre zum Beispiel eine passende Milch. Im Supermarkt gibt es diese, teils auch speziell mit „Barista-Milch“ betitelt. Badewannenschaum aus 1,5% Milch ohne Proteine (=Eiweiß, das stabilisiert einen sehr feinporigen Schaum) wollen wir bittschön nicht mehr in den Kaffee kippen. Merci vielmals.

Kalk

Ich habe eher „Wasser im Kalk“ denn verkalktes Wasser. Ferner traue ich den alten Leitungen in meiner Bude nicht. Einige Versuche mit teurem Volvic, was für Problemfälle wie mich von vielen immer wieder empfohlen wird, sind m.E. nicht so zielführend, da der Kaffee für mich dann viel zu sauer wurde. Auch ein Verschnitt mit normalen Leitungswasser war nicht zielführend. Die Oracle Touch bringt einen eigenen Filter mit, welcher bei meinem Härtegrad ca. ein Quartal hält. Zusätzlich filtere ich vorweg mit so einem Brita-Dingens und komme so – doppelt gefiltert? – dann doch zu einem adäquaten Ergebnis. Die Kaffeemacher haben hierzu eine ganze Abhandlung verfasst: Link.

Die Kaffeewaage

ist mein ständiger Begleiter. Ich habe jetzt 3 Stück durch: Eine Soehnle (viel zu ungenau, nicht zu gebrauchen), ein Amazon-Plastemodell (hätte ich gleich sein lassen sollen) und die preiswerte Empfehlung von den Kaffeemachern: „JoeFrex“.

Eigentlich lasse ich ja die Finger von allen Produkten, jene Firmenlogos in Times New Roman geschrieben sind, aber dieses kleine Ding hier ist prima. Ich habe wohl ihren Deckel abgemacht. Sie ist nicht die schnellste aber genau. Und sie hat sogar eine Anzeige für den Batteriestand. Für wenig Geld ist sie genau richtig. Wer sich keine Acaia Lunar leisten möchte und etwas Geduld hat, ist hiermit mit Sicherheit ganz gut ausgerüstet.

Siebe & Bodenlose Träger

Wie jeder andere, habe auch ich mit dem mitgelieferten Sieb meiner Espresso-Maschine angefangen. Bei meiner Sage Oracle Touch ist ein Doppelsieb dabei, sowie ein konisch zulaufendes Einfachsieb (Mit Verlaub: Großer Mist!). Beide Siebe kommen ohne Gramm-Angabe. Sie sind eher suboptimal, da ungenau gefertigt, man kann damit auch nur eher grobe Mahlgrade verwenden.

Besonders das konisch zulaufende Eintassen-Sieb führte bei Benutzung vermehrt zu Channeling, was ich aber beim mitgelieferten Siebträger erstmal nicht mitbekommen hatte, ausser dass der Bezug „fürchterlich“ schmeckte. Ich benutze es jetzt nur noch mit Blindstopfen für die Reinigung der Brühgruppe.

Um herauszubekommen, ob die Maschine mit ihrer integrierten Mühle und oder meine Mahlgradeinstellung u.a. Channeling verursacht, brauchte ich erst mal den bodenlosen Siebträger.

Meiner 58er Siebträger ist von „Normcore“, hat einen fürchterlichen Plastik-Griff, funktioniert aber ansonsten problemlos und hält die VST-Siebe sicher.

Himmel! Der bodenlose soll mir ja geradezeigen, was ich falsch mache. Wegschauen hilft bei krassen Fehlern wirklich nicht. Orr, manche Kommentare auf Amazon, Leute!

Und natürlich tausche ich die von Sage mitgelieferten Siebe gegen Ridgeless VST.

18 und 15 Gramm sind meine bevorzugten Mengen. Zum einen, weil ich mit ihnen deutlich feiner mahlen kann und zum anderen, weil ich mir beim Ausklopfen nicht die eh schon malträtierte Knock-Box komplett kaputt machen will. Ferner steht auch mal deutlich drauf, wie viel da rein gehört.

WDT

Mit der Weiss Distribution Technique (WDT, nichts anderes als ein paar Akupunktur-Nadeln montiert auf einen Griff – Link) verteile ich das Pulver so, dass Klumpenbildung und damit Channeling vorgebeugt wird, um so einen deutlich zuverlässigerer Puck zu erzeugen.

Damit ich keine Riesensauerei in der Küche veranstalte, nutze ich so einen „dosing-funnel“, den man je nach Belieben bei Amazon beziehen kann. Meiner ist nicht magnetisch, passt aber trotzdem prima auf die 58er VST-Siebe und sitzt sehr sicher.

Die WDT-Methode ist in meinem Workflow inzwischen fester Bestandteil.

Leveler / OCD

genauso wie ich vor dem Tampen trotzdem noch einmal die Oberfläche mit einem OCD (Ona Coffee Distributor von Motta) begradige,

um ein ebenes Bett im Puck auf der Oberfläche zu bekommen.

Erst dann nehme ich mir einen absolut handelsüblichen 58er-Tamper ohne Druckstabilisierung. EIn größerer (58,3mm) erzeugt beim Absetzen ein Vakuum, jenes bei meinem handwerklichen Ungeschick immer den Puck zerstört. Dieses Preiswert-Dingens tut’s allemal (ja, er sitzt gerade, auch wenn’s auf dem Foto nicht so aussieht):

Wenn ich sehe, wie manche „Profi-Barista“ den Siebträger in die Brühgruppe reinballern, wird mir allerdings ganz anders. Ich hänge den nach dem Spülen vorsichtig ein, so dass ich meinen sorgsam getampten Puck nicht töte.

Und natürlich spicke ich sofort, wie der Bezug aussieht. Und dann möchte ich exakt so einen Durchlauf wie hier auf dem Foto sehen:

ohne auch nur den geringsten Spritzer. Natürlich freue ich mich bei dem Ergebnis riesig. Bei meinem 15er-VST-Bezug wünsche ich mir, dass ich bei rd. 25 Sekunden Bezugszeit bei ungefähr 30-35 Gramm ankomme.

Bei Milchgetränken ist die Oracle übrigens der absolute Überflieger. Eigentlich ist die 65er Zielmarke schon zu viel für Latte-Art, aber ich mag den Schaum so lieber.

Ghost-Steaming von ganz alleine :o . Ich muss das Kännchen nicht festhalten und auch nicht den Druck regulieren und brauche kein Thermometer. Ferner kümmert sich die Oracle auch gleich automatisch darum, was ich ohne Automatik grundsätzlich vergessen würde:

So gründen die Biokulturen auch keine Gewerkschaft, um anschließend die Maschine davon zu tragen.

Ich bin doch besser als eine Maschine

Das ist es eigentlich. Es ist mehr erforderlich, als ich gedacht hatte, aber nicht unmöglich, ferner alles erlernbar. Ich hatte mir das anfangs nicht zugetraut, bzw. wollte den allerwichtigsten Arbeitsschritt der Maschine überlassen, da ich mir das nicht zugetraut hatte. Das war nicht nur ein sondern der Trugschluss.

Im Nachhinein hätte eine andere Maschine besser gepasst. Das Aufschäumen habe ich selbst noch nicht so raus, als dass ich mich traue, ohne meine Oracle Milch zu machen. Ansonsten bin ich – meine ich zumindest – „fertig“ mit meinem Workflow, dennoch dankbar für Tipps von Euch.

Es ist schon faszinierend: Ich glaube, dass bei vielen (und auch bei mir) die erste Maschine niemals die letzte sein wird. Denn je mehr Wissen und Erfahrung man sich aneignet, desto mehr verschieben sich die eigenen Prioritäten. Ich für meinen Teil bin absolut neugierig und möchte noch viel mehr ausprobieren, es macht mir einfach zu viel Spaß. Zwischendurch will ich selbstverständlich immer wieder zu meinem Lieblings-Shot zurückkommen. Es wäre deshalb auch nur logisch, eine Decent anzuschaffen. Eine einzigartige Maschine, von jener ich – ausserhalb der Kaffee-Bubble – bislang nichts gehört hatte. Realistischer Weise wird es irgendwann einmal wohl eher eine kleine, Ascaso Steel Duo PID, auch um Strom zu sparen, ebenfalls neue Prioritäten. Alles in allem bin ich aber auch zufrieden, vielleicht auch weil ich es unter „erschwerten Bedingungen“ bis hierhin geschafft habe. Bis auf das Mahlwerk kommen die Sage Oracle Touch und ich inzwischen ja auch ganz gut klar, mit deutlicher Unterstützung der Niche Zero, wohlgemerkt.

Ich liste gerne alle von mir verwendeten Werkzeuge (ohne Referral Programm) noch einmal auf:

Sage Oracle Touch – Link
Niche Zero – Link
Waage – Link (amazon)
Dosing Funnel – Link (amazon)
WDT – Link (amazon)
OCD – Link (amazon)

VST 15 + 18 Gramm – Link

Ich habe mich in verschiedenen Foren herumgetrieben und auch Kanäle auf Youtube abonniert. Die meisten, hilfreichen Informationen habe ich aus diesen Quellen:

James Hoffmann – YT – Link
Kaffeemacher – YT – Link
The Barista Game – YT – Link
Kaffee-Netz – ForumLink
(viel zu abgehoben/arrogant, hat mir als Rookie überhaupt nicht gefallen)

Es gibt auch andere Kanäle und Quellen, wohl haben mich einige teils in die verkehrte Richtung gelenkt oder zu Fehleinkäufen verleitet. Zum Beispiel jene, welche die Oracle Touch empfehlen. Auch Foren sind mit einiger Vorsicht zu genießen. Manchmal gefällt mir die herablassende Gesprächskultur auch nicht.

Alles in allem war es für jemanden, der es gewohnt ist, eine Suchmaschine zu bedienen, nicht einfach, an die richtigen Informationen zu gelangen oder diese korrekt zu interpretieren. Das Thema ist so viel größer, als ich ursprünglich gedacht habe. Einzig Hoffmann’s und Kaffeemacher’s Aussagen kann ich auch 2022 – ohne zu überlegen – grundsätzlich vertrauen.

Im Ganzen bin ich dankbar für diese Zeit, auch wenn es mich ab und an etwas Nerven gekostet hat. Die Niche ist ein echter Gewinn in meiner Küche, jene ich jedem für Zuhause an’s Herz legen möchte.

Die Oracle Touch kann ich aufgrund ihres schlechten Mahlwerks nicht empfehlen. Ich würde tatsächlich anders entscheiden, hätte ich das Wissen – gestern – schon gehabt. Die Niche ist jeden Cent wert.

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