Warum die @deutschetelekom immer noch auf den #Direktvertrieb von #Ranger/#Ströer setzt

Es klingelt zu den unmöglichsten Zeiten: Schon wieder sind die Drückerkolonnen (Link) aktiv. Auch heute – mitten in der Pandemie – stehen die von Ranger wieder im Hausflur.

Sie haben ein Ziel: Die Unterschrift. Einen Termin haben sie nicht. Ab und an kommen sie zu zweit. Stets geben sie an, von der Telekom zu sein. Dass sie das gar nicht sind, lässt ihr Äußeres nicht erkennen. Die mögliche Anbahnung beginnt bereits mit einer Lüge.

tl;dr: Kaltakquise ist Gold.

„RANGER“ ist weiß auf blau auch für mich schwer zu lesen. Das „Im Auftrag von“ ist kaum noch erkennbar, dafür aber deutlich das große, bei allen bekannte, „rosa T“. Menschen mit noch schlechteren Augen werden nicht mal im Ansatz in der Lage sein, die falsche Vorstellung aufzudecken, das kann so nur gewollt sein.

Ohne Gegensprechanlagen ist in Mehrfamilienhäusern gegen diese Penetranz auch kein Kraut mehr gewachsen. Sind sie schonmal im Treppenhaus, werden gleich alle Nachbarn mit genervt, und zwar gleich mal mit dem kompletten Vertriebsgeblubber, von A bis Z.

In völliger Ignoranz der Tatsache, dass das Gegenüber den Mist entweder nicht versteht oder aber den ventilierten Kuhdung zehn Meilen gegen den Wind riecht, wird man in einer Stakkatosalve über technischen Unfug zugeschwallert, als ob es kein Morgen gäbe.

Das Opfer des Ranger-„Merch“ kommt gar nicht dazu, die Bitte „Können Sie jetzt bitte gehen“ mitzuteilen: Der aus dem Nichts erschienene „Vertriebsprofi“ hält es offenbar nicht für notwendig, in seinem Monolog wenigstens ein einziges Mal Luft zu holen.

Nein, ich möchte diesen Teppich nicht kaufen. Ich bin schon versorgt. Und ich bin – eigentlich – sehr zufrieden. Nicht im Traum würde ich noch einmal daran denken, für 5 Euro weniger im Monat entweder einen schlechteren Port am DSLAM oder ein derart schlechtes Peering und immer wiederkehrender Ausfälle, wie zuletzt bei der Bastelbude Vodafone ertragen zu müssen. Nie wieder. In Zeiten von Corona ein absolutes No-Go.

Dennoch hatte mich die Wut über das Gebaren der Ranger vor 3 Jahren zum letzten Mal in die Arme von Vodafone, und zur Kündigung aller Verträge bei der Telekom getrieben. Es war wieder einmal einer dieser Tage, an jenem zum drölften Mal entweder meine Leitung oder jene meiner Erzeugerfraktion zwei Dörfer weiter gestört sei, die Leitung „überprüft“, der Anschluss „umgestellt“ oder der Vertrag „geändert“ oder „endlich Glasfaser“ gelegt werden sollte.

Telekom Hilft wiegelte (Link) jedes Mal ab. „Das wäre so nicht gewollt“, „ja, da haben Sie recht“, „da hat sich der Mitarbeiter nicht korrekt verhalten“, usw.. Man möge sich „halt da“ melden, dann kämen die angeblich nicht mehr. Nö, funktioniert auch nicht, kann ich gleich sagen – es bringt nichts, dort anzurufen (Link).

– Die Präsentation im Homeoffice ist für 15 Teilnehmer jetzt trotzdem unterbrochen –

Die Vertriebsangaben der Drücker sind – meiner Erfahrung nach und den unzählbar vielen Meldungen aus den Foren (auch hier mehrfach verlinkt) – in der Regel allesamt falsch.

Glasfaser gibt’s übrigens tatsächlich. Allerdings nicht in meinem Dorf, sondern bei meiner Erzeugerfraktion in Osterath – Bewerbungsstart wohl erst ab Mitte 2022 (Link).

Mit Nachdruck und ohne Skrupel klappern sie jeden ab und versuchen es mit den billigsten, für mich schnell zu durchschauenden Tricks. Meine Nachbarin hat da mangels technischer oder rechtlicher Expertise eher das Nachsehen.

Ganz schlechter Job

Ich habe gelernt, das die Ranger schneller wieder gehen, wenn man sie direkt mit Ranger / Ströer anspricht, sofern sie sich denn wie üblich mit „Telekom“ melden. Es bringt derweil absolut nichts, die Herrschaften durch aufbrausendes Verhalten auch noch anzuspornen. Die haben absolut nichts zu verlieren.

Vielleicht ist auch wissenswert, dass die Mitarbeiter vielen Berichten nach (Link) in einem extrem schlechten Verhältnis zu ihrem Arbeitgeber stehen. Die müssen einfach nur „Punkte“ machen und bekommen enormen Druck. Die Chefs der Chefs verdienen sich am Fußvolk eine goldene Nase. Die „im Feld“ sehen von der Provision i.d.R. fast nur einen minimalen Bruchteil. Dagegen sind die von HMI fast noch Waisenknaben.

Wir sind hier gebrannte Kinder: In diesem Mehrfamilienhaus waren schon öfters ungewollte Gäste, ich reagiere entsprechend. Leider hat’s hier im Haus auch weniger helle Kerzen auf der Torte. Und Telekom-Mitarbeiter, die weder Telekom- noch Ranger-Mitarbeiter waren, haben die Nachbarn bereits ausgeraubt (Link). Trotzdem setzt die Telekom die Sicherheit meiner Mitmenschen immer noch auf’s Spiel, indem sie mit Ströer Verträge schließt und Menschen zu Euch schickt.

Ströer, Wer ist das?

Ströer: Das sind u.a. diejenigen, welche die äußerst dubios finanzierte Anti-Grünen-Kampagne im letzen Jahr auf ihre Werbeflächen plakatiert hatten. Nach einem Shitstorm, jener sich gewaschen hatte, gaben die an, doch mal „nachzudenken“ zu wollen (Link). Das sind dann auch diejenigen, welche früher das Telekom-Portal „T-Online“ übernommen hatten. Telekom Trust ist immer noch beteiligt, reduzierte die Anteile nach David Bendels‘ Rechtsaussen-Kampangne allerdings auf unter 5% (Link).

Das Kerngeschäft der Ströer SE & Co. KGaA ist die Vermarktung von Werbeflächen. Ab 2014 ist Ströer auf Einkaufstour und übernimmt verschiedene Digitalkonzerne. Mehr Informationen zur Konzernstruktur gibt’s hier: (Link).

Kritiken bislang

Der Konzern ist unlängst nicht nur dadurch aufgefallen, in der Nähe von Kindergärten „weniger pädagogisch wertvoll“ zu werben, auch einige Medien wurden ab und an aufmerksam. So z.B. die Wirtschaftswoche (paywall:Link)+(paywall:Link). Als das „Manager Magazin“ (paywall:Link) auf das Gebaren der Vorstände Schmalzl und Müller aufmerksam macht, platzt dem Laden offenbar der Kragen (Link), macht allerdings später wieder einen Rückzieher (paywall:Link) #Streisand.

Und Ranger?

2017 übernimmt Ströer Ranger (Link). Schon weit vor der Übernahme, etwa seit 2005, wird immer wieder berichtet, von teils extrem fragwürdigen Vertriebsmethoden, nervösen Vorgesetzten und abschreckenden Drückermethoden (Link). Ganze 725 Beiträge über die Geschäftspraktiken von Ranger sind 01/2022 aus Versehen in Telekom’s hauseigener Community noch nicht gelöscht (Link).

Immer wieder schafft die Ströer-Tochter Ranger es auch in unterschiedliche Blätter (Marler Zeitung: Link), (Business Insider: Link), (Westfälischer Anzeiger: Link), (Badische Neueste Nachrichten: Link). Das ist nur eine kleine Auswahl. Bei Google finden sich derer tausende Berichte bis hin zu deutlichen Kritiken von Verbraucherschützern. Die Telekom scheint sich am eigenen Rufschaden überhaupt nicht zu stören. Ganz im Gegenteil: Die sind in ihrer exklusiven Wahrnehmung eher in einer Parallelwelt gefangen (Link).

Warum das immer noch so ist?

Neukunden sind enorm wichtig. Mit dem „Telekommunikationsmodernisierungsgesetz“ (TKMoG) (Link) vom 01.12.2021 dürfte bei der zu erwartenden Fluktuation noch mehr Pfeffer in die Suppe kommen. Ein neuer Kunde ist der Telekom dann auch eine enorm hohe Provision wert. Da geht man dann auch über Leichen. Doch auch nach dem Ende der Mindestvertragslaufzeit sind Neuverträge jetzt Gold wert: Damit ist die im TKMoG nach der Mindestvertragslaufzeit festgesetzte Kündigungsfrist von einem Monat erstmal wieder eine ganz normale Mindesttvertragslaufzeit…

Solange sich auch Mitbewerber ähnlich verhalten (Link), und sich der Rechtsrahmen nicht ändert, ist das Problem auch in Zukunft nicht vom Tisch. Meine Thesen zum Vertriebskonzept werden auch vom Handelsblatt gestützt (Link), sehr deutlich sogar: „Keine Vertriebsmethode sei so effizient wie jene des Direktvertriebs“. Irgendwer bestellt ja auch die ganzen Viagra-Pillen… ach lassen wir das. Die Telekom verkauft dieses Vorgehen also mit der Dummheit der Verbraucher.

Was kann man selbst dagegen tun?

Eigenheimbesitzer haben es einfacher: Ein gut sichtbares Schild mit der Aufschrift „Hausieren verboten“ reicht in der Regel aus. Ebenfalls können Sie den Unternehmensvertretern ein Hausverbot erteilen, um evtl. zivilrechtliche Schritte einzuleiten.

Mieter können gegen die Störungen i.d.R. nur wenig unternehmen, im Flur haben sie z.B. kein Hausrecht. Und dass die Ranger Mitarbeiter das wissen, wollen sie Ihnen auch gleich bekunden. Das ist bei Ihrer „Schulung“ wohl hängengeblieben.

Generell gilt: Haustürgeschäfte sind innerhalb von 14 Tagen widerrufbar – alles, was man dazu wissen muss, findet man hier (Link).

Und der Gesetzgeber?

Frau BMJ Christine Lambrecht hatte in der letzten Legislaturperiode mit dem Entwurf des „Gesetzes zur Stärkung des Verbraucherschutzes im Wettbewerbs- und Gewerberecht“ immerhin mal vor (Google Cache – Link, PDF), das zu ändern.

So löblich das Vorhaben auch war, an der Umsetzung mangelte es – wie bei allen 3 anderen BMJ-Legislaturperioden zuvor auch. Im verabschiedeten Gesetz ist – wie zu erwarten – von ihrem Vorhaben denn auch nichts mehr zu lesen (Link).

Ob Herr BMJ Marco Buschmann sich der Sache annehmen wird? Ich wäre überrascht. Die FDP hat in der Vergangenheit eher weniger Nähe zum Verbraucher oder zum Wohle der Allgemeinheit gezeigt*. Die konkreten Einlassungen in Form von Zitaten der ehemaligen Justizministerin zum Thema sind von der Präsenz des BMJ bereits verschwunden. Ich glaube auch, dass das „Lobbyregister“ hier auch in Zukunft deutlich zu kurz greifen wird (Link)…

*Ich bitte Sie, lassen Sie mir SLS in Frieden!

Fazit

Eine Diskussion mit der Telekom über dieses leidige Thema ist seit mehr als einer Dekade auf allen mir bekannten Kanälen von ähnlichem Erfolg gekrönt, wie jene mit einer Litfaßsäule. Für den Geschäftserfolg muss man ab und an halt auch mal jede Form von Moral über Bord werfen und aktiv wegschauen.

Sieht schon keiner.

Eigentlich wissen ja auch alle, was die Drücker vor Ort machen. Auch unter welchen Bedingungen diese Menschen arbeiten müssen. Nur dieses falsche Getue von wegen „Sorry, tut uns leid“ oder „keine Probleme bekannt“, das können sich @deutschetelekom und auch @Telekom_hilft wirklich mal sparen.

Ist der Ruf erst ruiniert…

Ich hätte bitte sehr gerne mal (als Webfundstück des Jahres) „Die sechs Leitlinien der Deutschen Telekom“ (Link) festgestellt. Die kollidieren wohl mit diesem Artikel – Allerdings ist das ja nur meine persönliche Meinung. Die ist im übrigen ähnlich relevant wie dieser Blog hier oder jene völlig wahnwitzige Idee, ich könne irgendetwas (oder die Telekom) beeinflussen oder sogar zum besseren bewegen.

Titelbildquelle: Christoph Meinersmann (Pixabay)